Das Gemeindeportal soll Ihnen nicht nur News und Textelemente präsentieren, wir möchten auch Möglichkeiten schaffen, die eigenen Fähigkeiten zu erweitern. Dazu heute: Der Umgang mit Lesepredigten.
Fremde Texte lesen
Mit vorgegebenen Lesepredigten hat man so seine Probleme. Gelesen ist nicht gesprochen. Dazu kommt, dass man fremde Texte zum Lesen vorgesetzt bekommt, Texte, die man selber nie so schreiben würde. Das Inhaltsproblem müssen wir hier beiseitelassen. Text und Aussage sind nun mal so, wie wir sie vorfinden.
Aber dann bleibt immer noch der Sprachstil. Manche Texte müsste man eigentlich umschreiben, damit das, was ich lesen soll, mein Text wird. Große Mühe? Zugegeben. Doch wäre es eine noch größere Mühe vor einem leeren Blatt zu sitzen und eine Predigt zu entwerfen.
Texte bearbeiten?
Zum Üben
Der folgende Abschnitt scheint Ihnen, wenn Sie ihn zum ersten Mal lesen, gar nicht so leicht von den Lippen zu gehen. Sie kleben an den Wörtern, an den mitunter langen Sätzen. Wenn Sie ihn lesen, wie man halt üblicherweise liest, werden Ihre Zuhörer sofort merken, dass Sie einen fremden Text lesen – und sie werden abschalten.
Versuchen Sie deshalb, den Text zweimal oder öfter zu „üben“. Überlegen Sie, wo Sie sinnvollerweise kurze – manchmal kaum merkbare – Sprechpausen machen, wo Sie die Stimme heben oder senken, wo Sie kurz innehalten oder ohne zu zögern weiterlesen. Das können Sie jetzt an einem kurzen Abschnitt üben.
Übungstext
Gott suchen – sich mühen, mit ihm Kontakt aufzunehmen – ergründen, wer der ist, den man sucht, auf den man hofft … Hinweise auf dieses Gott-Suchen finden sich in allen Spuren von Menschsein, rund um die Welt und quer durch die uns erforschbare Geschichte. Tief in seinem Inneren „weiß“ der Mensch offensichtlich, dass es mehr gibt als das, was er sieht und was er hat, dass er das volle Leben, sein Glück nicht aus sich selber finden kann.
Zwar gibt es viele Versuche, die Welt und ihre Rätsel souverän zu entschlüsseln und zu beherrschen, alles aus eigener Kraft durchschauen zu können, doch dies alles scheitert an der unstillbaren Sehnsucht nach Gott, die stärker ist als diese aufrührerischen Versuche. Wer ist der, der hinter allem steht? Wer ist der, den wir Gott nennen? Und ist er einer, der sich um die ihn suchenden Menschen kümmert?
Leseübung
Sie beginnen also zu lesen (am besten laut):
„Gott suchen (abfallende Stimme, Pause) – sich mühen (kurze Pause, ohne die Stimme zu senken), mit ihm Kontakt aufzunehmen (wieder abfallende Stimme, Pause).“ Und so weiter, den ganzen Text durch. Aber wie merkt man sich das in der Aufregung des Lesens? Man kann doch den Text nicht „sprechreif“ auswendig lernen. Eben dazu nehme man einen Bleistift und bearbeite den Text: mit Strichen, Doppelstrichen, Apostrophen, Unterstreichungen usw. Vor allem die fast unmerklichen Sprechpausen genau anzumerken, ist für ein Lesen, das frei ist und nicht am Buchstaben klebt, wichtig. Will man zum Beispiel die Stimme senken, etwas monotoner weiterlesen, kann man mit punktierter Linie unterstreichen.
„Lesezeichen“
Man tut gut daran, sich eine bestimmte „Schreibweise“ anzugewöhnen.
Etwa so:
- Einfachstrich (/): kurze Pause (dem Komma entsprechend)
- Doppelstrich (//): abfallende Stimme, Pause
- kleines Zeichen (Apostroph) (‘): kaum merkbare Pause
- dicker Strich (/): Pause zum Luftholen (Satz- und Gedankenende)
- Unterstreichung (__): Stimmliche Hervorhebung
- einzelne Wörter unterstrichen: weniger starke Stimmhebung
- mehrere Wörter unterstrichen: mit zusammenhängendem Tonfall lesen.
Wenn man einen Text so bearbeitet, ihn sich so erarbeitet hat, braucht man sich nicht sklavisch an seine Zeichen zu halten. Man kann dann auch zwischendurch aufschauen, seine Zuhörer ansprechen. Für einige von Ihnen ist damit der Text gut vorbereitet und Sie werden im Gottesdienst damit gut zurechtkommen.
Anderen ist es vielleicht zu kompliziert, innerhalb des gedruckten Textes zusätzlich noch „Zeichen lesen zu müssen“.
Hier haben Sie noch eine weitere Möglichkeit:
Nehmen Sie den Text ohne Punkt und Komma so auseinander, dass Sie immer nur eine „Lese-Einheit“ in einer Zeile haben. Achten Sie darauf, dass Sie wirklich Ihren Text ohne Punkt und Komma schreiben, denn Sie werden feststellen, dass Sie im gesprochenen Text sich nicht nach der Komma-Schreibweise, sondern ausschließlich nach dem Sinnzusammenhang richten.
Ihre Vorlage könnte dann so aussehen:
Gott suchen
sich mühen
mit ihm Kontakt aufzunehmen
ergründen
wer der ist
den man sucht
auf den man hofft …
Für einige kann diese Art des Textes zur Vorbereitung hilfreich sein. Wenn Sie eigene Methoden haben, sich auf einen geschriebenen Text als Lese-Text vorzubereiten, würden wir uns freuen, wenn Sie sich mit uns austauschen würden.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Redationsteam
vom Gemeindeportal