Gemeindeportal

Der Weg durch den Gottesdienst (evangelisch): Kyrie und Gloria – Himmelwärts beten

© Jan-Mathieu Heidemann

Im Zentrum des Gemeindelebens steht immer noch der gemeinsame Sonntagsgottesdienst. Betrachten wir die einzelnen Momente genauer, entdecken wir vielleicht etwas Neues im altvertrauten Ritual. Kyrie und Gloria bilden eine Gebetseinheit, die aufhorchen lässt.

Herr, erbarme dich

Wie ein Aufseufzen erfolgt das Eingeständnis: Es läuft nicht alles rund in meiner Welt. Und dennoch muss daraus nicht gleich ein Änderungswunsch folgen. Das Zugeben reicht oft schon aus. Auch im Gottesdienst legt die Bestandsaufnahme der belastenden Mitbringsel vor Gott, was vor ihn gehört: Auf das Psalmgebet, das sich im Alten Testament Worte leiht und in das Bekenntnis zum dreieinigen Gott mündet, folgt im evangelischen Gottesdienst das aktuelle Schuldbekenntnis.

Was das Gewissen belastet und das Herz beschwert, mündet in die einzig angemessene Bitte: „Herr, erbarme dich – Kyrie eleison!“ Uralt ist dieser Gebetsruf. Dreimal wird er gesprochen oder gesungen: „Christus, erbarme dich – Christe eleison! Herr, erbarme dich – Kyrie eleison!“ Die Worte stammen noch aus vorchristlicher Zeit und rückten früh in die christliche Liturgie. Allein Gott, einzig Christus wird zugetraut, das zu ändern, was anzunehmen so unendlich schwerfällt.

Ehre sei Gott in der Höhe

Die Antwort formuliert das „Gloria“. Wie Einatmen und Ausatmen gehören diese beiden Gebetsrufe zusammen: „Ehre sei Gott in der Höhe!“ Der Hymnus des Gloria wird in manchen evangelischen Gemeinden nach einem Text des Nikolaus Decius von 1525 gesungen. Er verband ihn mit der Tonfolge aus einer Ostermesse des 10. Jahrhunderts: „Allein Gott in der Höh’ sei Ehr und Dank für seine Gnade …“ (EG 179).

Was das Kyrie vor Gott legt, traut das Gloria ihm zu: „Ganz ungemess’n ist deine Macht, allzeit geschieht, was du bedacht. Wohl uns solch eines Herren!“ So heißt es im Gloria des Decius. Bereits durch das Bekennen einer Schuld tritt eine Veränderung ein. Etwas gerät in Bewegung. In Gottes Hand wird gelegt, was unseren Händen unendlich schwerfällt: Zu tragen, was kaum erträglich und zu tun, was nötig ist. Gottes Macht allein kann Herz und Hand dazu Stärke geben.

 

(Übrigens, die Artikelreihe „Der Weg durch den Gottesdienst“ gibt es auch für katholische Christen, ein Blick dorthin kann sich lohnen, um den eigenen Horizont zu erweitern)

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Redationsteam
vom Gemeindeportal

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