Im Zentrum des Gemeindelebens steht immer noch der gemeinsame Sonntagsgottesdienst. Betrachten wir die einzelnen Momente genauer, entdecken wir vielleicht etwas Neues im altvertrauten Ritual. Das Schuldbekenntnis ist dieser Tage häufig ein vergessener Teil des Gottesdiensts, doch mit dem Kyrie bildet er eine Einheit, die Selbsterkenntnis in den Vordergrund rückt.
Ich bekenne …
Schuld sein, das möchte niemand. Denn wer schuld ist, dem ergeht es nicht gut, das kennen wir vom Privaten, von der Arbeit oder aus der Schule. Meistens ist es auch leichter, eigene Schuld nicht zuzugeben, Gras über die Sache wachsen zu lassen, bis andere die Schuld vergessen haben.
Selbst in der Kirche ist das häufig so. Das eigentliche Schuldbekenntnis, das der Messablauf nach der Eröffnung vorsieht, wird heute oft durch ein Lied ersetzt, das ehrlich gesagt zumeist nur wenig mit dem Thema Schuld zu tun hat. Dabei sind die Worte des Schuldbekenntnisses doch eigentlich ein Zeichen der Kraft:
„Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, und allen Brüdern und Schwestern, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe …“ Dem ist so. Schlicht und einfach. Kein Mensch tut den ganzen Tag lang nur Gutes, jeder macht Fehler. Dabei muss man nicht gleich an Mord und Totschlag denken. Ein unfreundliches Wort, eine nicht aufgehaltene Tür, schon ist Böses getan und Gutes unterlassen. Unsere Schwäche und Fehler dann einzusehen, zu bekennen vor Gott und den Menschen, das ist ein mutiger Schritt, wenn wir ihn ernst und bewusst gehen.
Herr, erbarme dich
Das Schuldbekenntnis leitet über zum Kyrie, dem Ruf „Herr, erbarme dich.“ Schuld ist kein absoluter, ewiger Zustand. Wir wissen, dass nicht immer alles gelingt, dass wir Fehler haben, dass wir eben nicht wie Gott sind. Aber wir dürfen auf unseren Gott vertrauen, uns in Schwäche und Schmerz an ihn wenden und um seine Gnade bitten. Wir dürfen mit gutem Recht darauf hoffen: Gott vergibt uns unsere Schuld. Der Ruf nach seinem Erbarmen geschieht im tiefsten Vertrauen, dass Erbarmen gewährt werden wird. Als Christen wissen wir, wo wir stehen, mit unseren Fehlern, aber auch mit unserer Freude.
(Übrigens, die Artikelreihe „Der Weg durch den Gottesdienst“ gibt es auch für evangelische Christen, ein Blick dorthin kann sich lohnen.)
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Redationsteam
vom Gemeindeportal
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