Ich erzähle und bedenke das vor kurzem erschienene Buch: „Der heutige Tag“, von Helga Schubert (geb. 1940), erschienen bei dtv.
Besondere Sorgen
Jeder Tag hat seine eigene Plage. So schreibt es Helga Schubert in ihrem Buch „Der heutige Tag“. Im Vorwort zitiert sie aus der Bergpredigt Jesu (Matthäus 6,34). Das Buch der Trägerin des Ingeborg Bachmann Preises (2020) ist vor kurzem erschienen. Es ist sehr berührend.
Frau Schubert war Psychotherapeutin erst in der DDR, später im wiedervereinigten Deutschland. Fast sechzig Jahre kennt sie ihren Mann, fast fünfzig Jahre sind sie jetzt verheiratet. Aber seit einigen Jahren ist ihr Mann körperlich sehr krank. Und leidet zunehmend auch an Demenz. Da hat jeder Tag seine eigenen, besonderen Sorgen. Frau Schubert hat Hilfe von Freunden, Nachbarn, von ihrem Literaturkreis und zweimal am Tag vom Pflegedient. In vielen Stunden ist sie aber auch alleine mit ihrem Mann. Dann gibt es schwere Momente; oder auch heitere Erinnerungen und Gespräche.
Am schönsten sei es immer, schreibt Frau Schubert, wenn sie morgens und abends in das Zimmer ihres Mannes gehe und seine Hand fühle; sie streichelt oder küsst.
Hoffnung auf morgen
Jeder Tag hat seine eigene Not und Sorge. Aber immer ist auch die Hoffnung da auf morgen. Da könnte es ja vielleicht wieder etwas besser sein mit ihrem Mann. Da könnte ein wenig mehr Klarheit in ihm sein, vielleicht auch weniger Schmerzen. Manche Nächte sind schlimm, da fehlt es beiden an Schlaf. Andere Nächte haben ihre eigene, große Ruhe und Erholung. So geht das Leben von Tag zu Tag. Von Sorge zu Hoffnung.
Trost und Zuversicht
Wir wissen alle nicht, wie es einmal mit uns werden wird beim Älterwerden oder im hohen Alter. Viele machen sich Gedanken darüber, zu Recht. Immer mehr Menschen wollen nichts dem Zufall überlassen und füllen Vorsorgevollmachten aus. Das ist ein Segen für alle Angehörigen oder die, die sich einmal um uns kümmern werden. Es nimmt uns nicht alle Sorgen, aber es entlastet doch etwas.
Bei allem Sorgen hoffen wir ja immer auch auf Hilfe in der Not. Hilfe von Verwandten, von Nachbarinnen oder Nachbarn. Aber natürlich auch von den Pflegediensten. Menschen also, die wissen, was sie tun.
Aber manchmal bedeutet Trost auch: gar nichts tun oder machen. Einfach nur Beistehen. Hören, zusammen lachen oder weinen. Die kleinen Alltagswelten teilen oder Erinnerungen austauschen. Und dabei gemeinsam an die Hoffnung denken: Heute ist Not da – morgen aber könnte es auch mal leichter sein; vielleicht sogar heiter. Heute ist Sorge. Aber morgen ist wieder mehr Zuversicht. Darauf, dass auch der himmlische Vater für uns sorgt – wie für die Lilien auf dem Feld.
Mit freundlichen Grüßen
Pfarrer Michael Becker

Die aktuelle Predigt zu einem Thema der Woche. Zu einem Thema aus Politik, Gesellschaft oder Kultur bieten wir Ihnen jeweils am Donnerstag (spätestens ab 17 Uhr) online Ihre aktuelle Predigt für den Sonntag. So predigen Sie über das, was Ihre Gemeindemitglieder gerade beschäftigt und was „in aller Munde ist“.