Gemeindeportal

Den Sonntag im Blick – Hoffnung auf Vergebung

© Michael Tillmann

Als Deutscher kann man das Konzept Schuld kaum benennen, ohne auch über die Zeit des Nationalsozialismus, den millionenfachen Mord an den Juden und anderer Menschen, denen das Recht auf Leben abgesprochen wurde, nachzudenken. Vergebung kann dafür nicht verdient werden, aber die Hoffnung auf Vergebung bleibt bestehen.

Bitte um Vergebung

„Im Angesicht des Volkes Israel verneige ich mich in Demut vor den Ermordeten, die keine Gräber haben, an denen ich sie um Vergebung bitten könnte. Ich bitte um Vergebung für das, was Deutsche getan haben, für mich und meine Generation, um unserer Kinder und Kindeskinder willen, deren Zukunft ich an der Seite der Kinder Israels sehen möchte.“ Diese Bitte um Vergebung sprach der damalige Bundespräsident Johannes Rau aus, als er das Land Israel besuchte, das ihm sehr am Herzen lag.

Mahnmal

Sprechen wir in Deutschland von Schuld, von unermesslich großer Schuld – zehntausend Talente groß, um mit dem Bild eines Gleichnisses aus dem Matthäusevangelium (Matthäus 18,21-35) zu sprechen – dann muss sich jeder Deutsche, egal welchen Alters und unabhängig von persönlicher Schuld, die ja nur noch wenige trifft, dem millionenfachen Mord an den Juden stellen. Weil es keine Gräber gibt, wo wir um Vergebung bitten können, wie es Johannes Rau gesagt hat und die Schuld auch nicht vergessen werden darf, hat die Bundesrepublik Deutschland vor einigen Jahren ein großes „Holocaust-Mahnmal“ in Berlin errichtet. Von dem Boden dieses Mahnmals her ist das Foto gemacht worden, das Sie sehen. Vom Boden des Holocaust-Denkmals geht der Blick in den Himmel. Im Wissen um die Schuld des eigenen Volkes. Und in der Hoffnung auf Vergebung.

Spirale der Gewalt

Die glatten Quader der vielen Tausend Stelen des Holocaust-Denkmals erinnern aber auch an die Hochhäuser Manhattans in New York. Sie wurden fast auf den Tag genau vor über zwanzig Jahren durch einen terroristischen Anschlag mit zwei vollbesetztes Passagierflugzeugen, die als „fliegende Bomben“ in die beiden Zwillingstürme des World Trade Centers gelenkt wurden, zum Einsturz gebracht. Rund viertausend Menschen wurden getötet.  „Die Welt wird nicht mehr so sein, wie sie war“, war der vielleicht meist gehörte Satz in den Tagen nach dem 11. September 2001. Und die Welt hat sich in vielem verändert. Es folgten die Kriege in Afghanistan und im Irak, die viele Jahre andauerten und viele Menschenleben kosteten; es folgten viele weitere Anschläge weltweit mit Tausenden von Toten; Anschläge, die auch in Deutschland drohen. „Die Welt wird nicht mehr so sein, wie sie war“, aber was hat sich denn wirklich verändert? Die Welt ist nicht gerechter geworden, die Spirale der Gewalt dreht sich weiter.

Blick in den Himmel

Der Blick in den Himmel offenbart ein Kreuz. Im Wissen um die eigene Schuld und die Schuld anderer und in der Hoffnung auf Vergebung, kann das Kreuz Jesu eine Antwort sein, ist es die Antwort der Christen. Weil Jesus die Schuld der Menschen an das Kreuz getragen hat, damit wir Vergebung erfahren. Vergebung, die keine Grenzen kennt wie das Mitleid des Königs im oben genannten Evangelium.

Ihr Redationsteam
vom Gemeindeportal

Weitere interessante Beiträge
Abonnements des Bergmoser + Höller Verlags

BOTSCHAFT Klassiker

Themen-Abo

WERKSTATT Klassiker

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner