Der Marsch für das Leben ist eine Veranstaltung der Lebensrechtsbewegung, die sich primär gegen Abtreibung ausspricht. Damit löst er vehemente Diskussionen über das Thema aus, wobei Kirchen, Parteien und Nichtregierungsorganisation je ihre eigenen Meinungen vertreten. Die Debatte lässt, so wie sie momentan geführt wird, wenig Raum für Kompromisse.
March for Life
Der Marsch für das Leben fand zum ersten Mal 2002 in Berlin statt, seit 2008 ist er eine jährliche Veranstaltung. Inspiration zog der Marsch von ähnlichen Veranstaltungen in anderen Ländern, vor allem dem seit 1974 existierenden March for Life in Washington D.C. in den USA. Die Märsche stehen im regelmäßigen Konflikt mit Gegendemonstrationen, die sich für ein Recht auf Abtreibung einsetzen. Am 16. September 2023 fand erstmals zeitgleich mit dem Marsch in Berlin auch einer in Köln statt.
Kampf um die Zahlen
Die Anzahl von Teilnehmern einer Demonstration steht stellvertretend für deren Erfolg und gesellschaftliche Relevanz. Daher finden sich auch bei dem Marsch für das Leben verschiedene Zahlen, je nachdem, wessen Partei ergriffen wird. So berichtet der Stern von „hunderten“ Demonstranten in Köln und Berlin. Der Tagesspiegel berichtet von 2.000 Teilnehmern des Marsches, und erwähnt laut Polizeiangaben 400 Gegendemonstranten, während das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung, die gegen den Marsch waren, 1.000 Gegendemonstranten gezählt hat. Ebenfalls je nach Pressemitteilung steht entweder die Perspektive der Teilnehmer des Marsches oder die der Gegendemonstranten im Mittelpunkt. Das Thema Abtreibung ist offensichtlich umkämpft und um jegliche Deutungshoheit wird gerungen.
Bischof, Extremisten, Jugend, CDU
Ebenso ins Kreuzfeuer kann jeder geraten, der öffentlich Zustimmung zu einer der Positionen äußert. Rudolf Voderholzer, katholischer Bischof von Regensburg nahm an dem Marsch für das Leben in Berlin teil. Es wurde ein Foto vom Marsch gemacht, auf dem ein Mann eine „White Power“ Geste macht, die mit der extremen Rechten in Verbindung gebracht wird. Bischof Voderholzer ist im Hintergrund des Bildes zu erkennen. Das Bistum Regensburg gab eine Erklärung heraus, mit der sich der Bischof von der Geste distanzierte, er betonte jedoch auch, dass er zu seiner Teilnahme am Marsch selbst steht.
In Köln hingegen rief der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Erzbischof Köln dazu auf, nicht am Marsch teilzunehmen – aufgrund einer mangelnden Abgrenzung zum rechten Milieu. Die Kölner CDU teilte auf ihrer Website den Aufruf zum Marsch für das Leben, von Grünen und der SPD gab es dafür harte Kritik.
Kein Raum für Gespräche
Auffallend ist bei allen Teilnehmern und Gegnern des Marsches, dass ein Miteinander sprechen nicht mehr stattfindet. Die Argumente für und gegen Abtreibung bewegen sich dabei in Sphären, die keinerlei Überschneidung mehr haben. Die Abtreibungsgegner berufen sich dabei auf die Rechte der ungeborenen Kinder, während die Abtreibungsgegner das Selbstbestimmungsrecht der Frauen in Bezug auf ihren eigenen Körper ins Feld führen. Der Streit zwischen diesen Positionen scheint dazu bestimmt zu sein dauerhaft weiterzugehen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Redationsteam
vom Gemeindeportal