Gemeindeportal

Den Sonntag im Blick – Selig sein: hier und heute

© Michael Tillmann

Gegensätzliche Feiertage prägen die nächste Woche, die etwas Verbindendes haben: Die Seligkeit, zu der jeder Mensch eingeladen ist.

Viel Verbindendes

Die nächste Woche ist geprägt von drei „Feiertagen“, die auf den ersten Blick gegensätzlicher nicht sein können: Das Reformationsfest am 31. Oktober, das evangelische „Hochfest“; und der Allerheiligen- und der Allerseelentag am 1. und 2. November – die neben dem Fronleichnamsfest vielleicht katholischsten Festtage des Kirchenjahres. Doch was so gegensätzlich erscheint, hat viel Verbindendes – und gerade in diesem Verbindenden finde ich mich wieder, können Sie sich vielleicht auch wiederfinden.

Mehr Allerheiligen wagen

Es ist in den letzten Jahrzehnten zu beobachten, dass das Allerheiligenfest immer mehr die Inhalte des Allerseelentages übernommen hat, da der freie Tag sich besser für einen gemeinschaftlichen Friedhofsbesuch mit Gräbersegnung eignet als das in der Regel nicht arbeitsfreie Allerseelenfest. Der ursprüngliche Inhalt von Allerheiligen als „kleines Osterfest“, das an die Auferstehung Christi erinnert und das Fest aller „in Christus Vollendeten“ ist, gerät dagegen in Vergessenheit und sollte wieder in den Vordergrund gerückt werden. Deshalb möchte ich mich heute auf Allerheiligen konzentrieren, speziell auf das mit diesem Fest verbundene Evangelium: die Seligpreisungen aus dem Matthäusevangelium – die zugleich einer der zentralen Texte des Reformationstages ist.

Das Leben für Gott öffnen

Der heutige Sprachgebrauch des Wortes „selig“ birgt die Gefahr, dass die Verheißungen der Seligpreisungen für die jenseitige Welt gedacht werden. Deshalb ist es – meiner Ansicht nach – immer wieder notwendig, den Beginn der Bergpredigt zu erden. Hier ist nicht von Vertröstungen in einer zukünftigen Welt die Rede, sondern von einer anderen Wirklichkeit in der Gegenwart. Das beginnt schon mit dem Wort „selig“. Im heutigen katholischen Sprachgebrauch ist es eine Art „himmlischer Ehrentitel“, der uns Menschen als Vorbilder und Fürsprecher an die Seite stellt, deren Leben selig war, so wie ich das Wort verstehe: Sinnerfüllt, geborgen in Gott, heil. 

Menschen, die zunächst nichts Großes vollbracht haben, sondern ihr Leben Gott geöffnet haben und sich ganz von ihm haben beschenken lassen. Und die aus der Hingabe ihres Lebens – die keine Aufgabe des Lebens war – die Kraft geschöpft haben, ganz für Gott und die Menschen zu leben, sich von Gott beschenkt, selbst zu verschenken. Und das ist etwas ganz Konkretes, in kleinen oder großen Schritten, vielfältig für jeden Menschen möglich. Und das ist eines der Geschenke der Reformation: Dass jeder Mensch sich auf den Weg machen kann, selig zu sein. Dass Wort Gottes selbst zu lesen und zu leben, ohne irgendeine Vermittlung. Selig seid ihr – das gilt auch heute und hier.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Tillmann

Seit fast dreißig Jahren Redakteur, Lektor und Marktmanager für den Bereich Kirche im Bergmoser und Höller Verlag AG.

Autor Michael Tillmann

BOTSCHAFT Familie & Jugend

Sie gestalten Kindergottesdienste, Familiengottesdienste, Jugendgottesdienste oder Schulgottesdienste und suchen nach neuen, erfolgreichen Ideen? Mit fünf Gottesdienst-Modellen im Monat bietet Ihnen das Materialheft „Familie und Jugend“ zahlreiche Anregungen, und Ideen, den Glauben kreativ zu vermitteln.
Weitere interessante Beiträge
Abonnements des Bergmoser + Höller Verlags

BOTSCHAFT Klassiker

Themen-Abo

WERKSTATT Klassiker

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner