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Der Weg durch den Gottesdienst (katholisch): Die Predigt – Die Gemeinde mitnehmen

© Peter Friebe

Im Zentrum des Gemeindelebens steht immer noch der gemeinsame Sonntagsgottesdienst. Betrachten wir die einzelnen Momente genauer, entdecken wir vielleicht etwas Neues im altvertrauten Ritual. Die Predigt bietet für den Priester den größten Gestaltungsraum im Rahmen des Sonntagsgottesdienstes. Doch sie kommt auch mit einigen Fallstricken, denn an kaum etwas misst eine Gemeinde ihren Priester so sehr, wie an der Fähigkeit zu predigen.

Nicht über 10 Minuten

Ein humorvoller Spruch gibt das Wesentliche der Predigt im Gottesdienst wieder: „Ein katholischer Priester darf über alles predigen, nur nicht über 10 Minuten.“ Die Predigt sticht aus dem Rest der Sonntagsmesse durch einen einfachen Fakt heraus: Sie ist immer anders. Während natürlich je nach Gottesdienst auch andere Lesungen gelesen und Lieder gesungen werden, ist es doch die Predigt, die wirklich einen Unterschied machen kann. Kaum ein Besucher des Gottesdienstes wird je kommentieren, wie gut der Priester das Hochgebet rezitiert hat, oder wie eifrig er bei der Kelchwäsche war, aber die Predigt, dafür bürgt der Priester mit seinem Ruf.

Evangelium oder Tagesschau?

Es gibt verschiedene Themenkomplexe, die gerne in der Predigt aufgegriffen werden. Einerseits natürlich die Bibeltexte, vor allem das Evangelium. Die Lehren Jesu sind bis heute aktuell, aber die Lebenswirklichkeit der Menschen im Land Israel seiner Zeit war doch so anders von unserer Welt heute, dass Erklärung und Einordnung nottut. Die Lesungen werden deutlich seltener zum Thema gemacht, und wenn, dann oft in Bezug auf das Evangelium, als Ankündigung und Fortführung eines durchgängigen Motivs.

Die andere klassische Methode ist es, auf aktuelle Themen einzugehen, die die Gemeinde aus den Nachrichten kennt, und aus dem Glauben heraus eine Position dazu zu finden. Diese Art zu predigen ist riskanter, auch unter Katholiken gibt es durchaus verschiedene Blickwinkel auf das Weltgeschehen, sodass eine deutliche Parteinahme eine Gemeinde auch spalten kann. Dennoch, eine mit Mut vorgetragene Predigt kann auch in unserer Zeit noch Halt geben. Die Kirche hat eine Morallehre, also sollte sie für diese auch offen eintreten.

Die Botschaft zählt

Um auf den Spruch vom Anfang zurückzukommen: Die Predigt ist wichtig, aber sie ist nur ein Teil des Gottesdienstes. Die Aufmerksamkeit der Zuhörer darf nicht zu lange beansprucht werden, sonst fließen die Themen ineinander. Wer zu viel sagt, sagt am Ende gar nichts. Was zählt, ist es eine Botschaft zu vermitteln, die im Gedächtnis bleibt. Das muss nichts dramatisch Neues sein, solange es die Gemeinde mitnimmt, und ihr hilft zu verstehen, warum sie an diesem Tag in ihrer Kirche versammelt ist. Wenn das gelingt, kann es das höchste Lob für Priester geben: Ein Gemeindemitglied das bekannt gibt, das ihm oder ihr die Predigt gefallen hat.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Redationsteam
vom Gemeindeportal

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