Im Zentrum des Gemeindelebens steht immer noch der gemeinsame Sonntagsgottesdienst. Betrachten wir die einzelnen Momente genauer, entdecken wir vielleicht etwas Neues im altvertrauten Ritual. Die Lieder begleiten uns durch den gesamten Gottesdienst, und durch unser Leben als Christen. Sie sind die Hintergrundmelodie des Glaubens, der uns trägt.
Langlebig und bekannt
Einstimmen dürfen – das erlauben die Lieder im Gottesdienst und: sich darin wiederfinden. Manche Melodien der insgesamt 567 Lieder des Evangelischen Gesangbuches sind bekannter und weit langlebiger als die internationalen Charts – nicht wenige haben Jahrhunderte überdauert und wurden in viele Sprachen übertragen. Das 1993–1996 in der EKD, aber auch in Elsass-Lothringen und Luxemburg eingeführte Evangelische Gesangbuch ließ zudem den Gliedkirchen die Freiheit, weitere, vor allem jüngere Lieder in die Regionalteile aufzunehmen. So finden sich neben unvergänglichen Paul-Gerhardt-Dichtungen jüngere Taizé-Lieder wie das „Laudate omnes gentes“.
Begleiter in allen Lebenslagen
Kirchenlieder begleiten ein Leben lang – angefangen vom Tauflied „Kind, du bist uns anvertraut“ bis hin zum oft bei Beerdigungen gesungenen „So nimm denn meine Hände“, das die aus Riga stammende Lehrerin und Erzieherin Julie von Hausmann 1862 schrieb. Es gibt Lieder, die für den Morgen gedacht sind, und Abendlieder wie das unübertroffene „Der Mond ist aufgegangen“ (Matthias Claudius, 1779).
Trost in der Gewissheit
Der Liturgische Kalender schlägt für jeden Sonntag des Kirchenjahres ein bis zwei Lieder vor – vier bis fünf werden im evangelischen Gottesdienst gesungen. Die Auswahl triff t die Predigerin oder der Prediger mit der Kantorin oder dem Kantor. Teilweise ist erstaunlich, wie aktuell ältere Lieder bleiben. Wer würde meinen, dass der flehende Ruf „Weck die tote Christenheit aus dem Schlaf der Sicherheit“ aus dem Lied „Sonne der Gerechtigkeit“ bereits 1827 von Christian Gottlob Barth formuliert wurde?
Zum meistgesungenen Lied der letzten Jahrzehnte aber wurde das von Siegfried Fietz 1970 vertonte Bonhoeffer-Gedicht „Von guten Mächten“. Ende 1944 schickte es der in den Widerstand eingebundene Theologe an seine Verlobte Maria von Wedemeyer; unerschöpflichen Trost kann man in der Gewissheit finden, die viele Kirchenlieder variieren: „Gott ist bei uns am Abend und am Morgen – und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Redationsteam
vom Gemeindeportal