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Gott im Alltag – Erfüllte Träume im Advent

© Michael Tillmann

Die Geschichte von Angelo, der sich zwei Lebensträume erfüllen durfte – und von ganz unten nach oben kam

Mit euch, nicht gegen euch

Das wird eine herrliche Zeit, sagt Angelo. Er meint die Adventszeit. In den letzten Jahren konnte er sich zwei große Träume erfüllen. Der erste Traum war: Raus aus der Obdachlosigkeit. Seine Spielsucht hatte ihn da hineingebracht. Erst verlor er viel Geld im Casino, dann verlor er seine Familie und schließlich Arbeit und Wohnung. Ich war ganz unten, sagt er, 90.000 Euro Schulden.

Aber der Leiter des Wohnheims für Obdachlose hatte eine Idee. Er schickte Angelo zu einem Lehrgang für Schiedsrichter des Deutschen Fußballbundes. Angelo, großer Fan des 1. FC Saarbrücken, war Feuer und Flamme. Und bestand den Lehrgang. Jetzt durfte er Spiele in der Kreisliga pfeifen.

Sein erster Traum erfüllte sich: er fühlte sich wieder wertvoll. Und anerkannt. Die Spieler der Mannschaften spüren, mit wie viel Herz er ein Spiel leitet. Vor Beginn eines Spiels sagt er immer: Ich spiele mit euch, nicht gegen euch.

Viel zu erzählen

Der zweite Traum erfüllte sich Angelo vor kurzem. Der Dt. Fußballbund nominierte ihn als Schiedsrichter bei der Obdachlosenweltmeisterschaft in den USA. Als er davon erzählt, leuchten seine Augen. Er sagt: Ich habe ein Trikot, ich habe eine Pfeife – ich bin frei.

Als er zurückkam von der Weltmeisterschaft, hatte er im Heim für Wohnungslose viel zu erzählen: Von der Straße gekommen – und dann nach Amerika; das schafft auch nicht jeder. Angelo weiß nicht mehr, wohin mit seinem Dank. Oder doch, eins weiß er.

Ein Mensch lebt von Achtung und Freundschaft

Er sagt: Jetzt will ich zurückgeben von dem, was ich bekommen habe. Damit meint er einmal das Geld, das er schuldet – soweit er das schafft. Vor allem aber meint er Wert und Anerkennung, die er anderen im Heim zeigen und geben will. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sagt Jesus (Matthäus 4,4). Ein Mensch lebt auch davon, dass andere ihn achten, ihm Freundschaft anbieten und wertschätzen.

Das wird eine herrliche Zeit, sagt Angelo und meint die Adventszeit. Die wollen sie im Heim gestalten mit kleinen Essen, Spielen, Gesprächen und Geschenken – soweit das möglich ist. Ein paar Spenden gibt es schon, auf andere hoffen sie. Angelo ist glücklich, dass er dazugehört. Sie sind gerade eine gute Gemeinschaft. Noch ein Glück für Angelo.

Wenn er heute von seinem Leben träumt, dann viel Gutes. Es soll bleiben, wie es ist. Auch im neuen Jahr. Vielleicht darf er ja wieder als Schiedsrichter zur Weltmeisterschaft der Obdachlosen. Die ist in Australien. Aber davon träumt er nicht. Das ist nur ein Wunsch.

Seine zwei Träume haben sich längst erfüllt. Gott sei Dank.

Mit freundlichen Grüßen

Pfarrer Michael Becker

Pfarrer im Rundfunk und Herausgeber der WERKSTATT für Liturgie und Predigt im Bergmoser & Höller Verlag.
Autor Pfarrer Becker
Gott loben und ihm danken

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