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Gott im Alltag – Der Wunsch nach Gerechtigkeit

© Michael Tillmann

Eine junge Frau in Österreich will ihr Erbe verteilen. Dazu gründet sie einen „Guten Rat für Rückverteilung“

Mehr Gerechtigkeit

Sie ist 31 Jahre alt, Österreicherin, steinreiche Erbin und will ihr Geld weggeben. Marlene Engelhorn will ihr Erbe verschenken. Sie sagt, sie habe das Geld in einer Art „Geburtslotterie“ gewonnen; sie habe einfach Glück gehabt, dass ihre Großmutter ihr das Geld übertragen habe. Das sei aber ungerecht gegenüber den Menschen, die dieses Glück nicht hatten. Sie wolle und brauche das Geld nicht. Darum will sie 25 Millionen Euro verschenken.

Kurz vor Ostern trafen sich 50 repräsentativ ausgewählte Menschen, die bis Juni einen „Guten Rat für Rückverteilung“ ausarbeiten sollen. Frau Engelhorn ist daran nicht beteiligt. Sie will keinen Einfluss nehmen. Es gebe nur ein Ziel für diesen „Guten Rat“: soziale Gerechtigkeit – und eine „Systembeleuchtung“. Würde wieder eine Vermögenssteuer eingeführt, wäre die Kinderarmut schon abgeschafft.

Sie selber wird nie arm sein, auch wenn ihr Vermögen verteilt sei. Etwas Geld wolle sie behalten, bis sie ihr Studium beendet habe. Sie freue sich, wenn gelöst sei, was sie sich schon lange wünsche: mehr Gerechtigkeit.

Große Ungleichheit

Manche können nichts für ihren Reichtum. Andere können nichts für ihre Armut. Das gilt auch für unser Land und hat schon manche Reiche dazu gebracht, große Spenden zu tätigen. Andere kümmert dieses Problem wenig oder gar nicht; sie leben und genießen ihren Reichtum.

Es ist offensichtlich eine große Ungleichheit in dem, wie Kinder in unserer Gesellschaft aufwachsen. Ist diese Ungleichheit auch ungerecht? Das ist Ansichtssache. Arme werden es eher als ungerecht empfinden; Reiche vielleicht eher nicht.

Moralische Frage

Unser Staat bemüht sich um einen gewissen Ausgleich zwischen Armen und Reichen. Dennoch sagt auch dieser Tage der Europäische Rat, dass die berühmte „Schere“ zwischen Arm und Reich in Deutschland immer weiter auseinander gehe. Während viele Arme in den letzten Jahren ärmer geworden sind, sind viele Reiche reicher geworden. Das sind Tatsachen. Ob das ungerecht ist, ist eine moralische Frage.

Jesus hatte nichts gegen Reiche. Er sprach mit ihnen und ließ sich gerne zum Essen in ihre Häuser einladen. Was ihn allerdings störte, war Gedankenlosigkeit. Er sah Reichtum als Gnade und Verpflichtung an. Darum fragte er: Wem verdankt Ihr, dass es Euch gut geht? Jesus forderte nichts. Er wollte nachdenklich machen. Manchmal gelang ihm das. Menschen ahnten dann, dass manche Ungleichheit womöglich ungerecht ist. Und sie teilten ihren Besitz.

Wie Marlene Engelhorn aus Salzburg. Auf Bildern sieht sie entspannt aus. Vielleicht denkt sie manchmal daran, was der Apostel Paulus geschrieben hat (2. Korinther 9,7): Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.

Mit freundlichen Grüßen

Pfarrer Michael Becker

Pfarrer im Rundfunk und Herausgeber der WERKSTATT für Liturgie und Predigt im Bergmoser & Höller Verlag.
Autor Pfarrer Becker
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