Das Glaubensbekenntnis ist Zusammenfassung und Erklärung des Glaubens zugleich. Wer die Worte spricht, gibt seine Zugehörigkeit und Einstellung bekannt. Wir wenden uns Jesus Christus zu, „Gottes eingeborenem Sohn“, unserem „Herrn.“ Die Titel und Namen, die wir ihm geben, sind alle ein Versuch, die Gottessohnschaft begreifbar zu machen.
Jesus Christus
Warum eigentlich wurde Gott so oft gemalt?“, fragen meine Schülerinnen und Schüler oft: „Es ist doch im zweiten Gebot klar verboten!“ Recht haben sie, die Jugendlichen, und es ist erstaunlich, mit welcher Vielfalt die christliche Kunst dieses Gebot faktisch ignoriert hat. Aber es ist eben so: Bilder helfen beim Begreifen und Menschen können nicht anders – sie brauchen und fertigen sie, um besser zu verstehen. Ohne Bildnisse wären die Welt und unsere Kirchen ärmer. Aber so einprägsam Bilder auch sind, sie bleiben nur deutende Darstellungen und dürfen nicht selbst zu Gegenständen der Anbetung werden. Davor warnt das zweite Gebot. Deutungsversuche sind auch die Namen und Titel, die man Jesus Christus gegeben hat, um seine Kraft in verstehbare, bildhafte Worte zu fassen.
Eingeborener Sohn
Schon als ich selbst ein Kind war, fand ich diese Worte schwierig: Was heißt „seinen eingeborenen Sohn“? Wo hinein, fragte ich mich, wurde denn Jesus geboren? Gab es denn in Israel „Eingeborene“? Aber schmunzelnd wird klar: Nicht nur kindliche Missverständnisse knüpfen sich an diese Worte. Über Jahrhunderte haben Christen die Frage diskutiert, wie Gottes Verhältnis zu Jesus Christus angemessen bestimmt werden kann.
Dass Jesus Gottes Sohn ist, wird in den Evangelien erstmals bei der Taufe Jesu im Jordan deutlich. Es habe sich der Himmel geöffnet und Gott selbst sprach: „Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen“ – so steht es im Markus-Evangelium (Mk 1,11). Ist dieser Text im Sinne einer Adoption zu verstehen? Aber wie verhält er sich dann zur Geburt des göttlichen Kindes in der Weihnachtsgeschichte des Lukas? Jesus selbst jedenfalls hat Gott stets als seinen Vater angeredet, nicht nur im Vaterunser. Unter seinem Kreuz stehend verstand der römische Hauptmann: „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!“ (Mk 15,39)
Definitionsschwierigkeiten
Konzilien der jungen Kirche wollten formulieren, wie die Gottessohnschaft Jesu Christi genau zu verstehen sei. Für die griechische Theologie musste unbedingt der Eindruck vermieden werden, Christus sei ein „zweiter Gott“ – ebenso aber galt es das Missverständnis abzuwehren, er sei nur ein Mensch gewesen. Entsprechend formulierte das Glaubensbekenntnis des zweiten ökumenischen Konzils in Konstantinopel 381, Christus sei „aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht von Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater.“
Auch diese sorgfältig abgestimmte Formel kann das Geheimnis der Gottessohnschaft Jesu nur umschreiben; erklären kann sie es nicht. Womöglich stellt doch der Kinderglaube die richtigen Fragen: Wo hinein wurde denn „Gottes einziger Sohn“ geboren? In eine Zimmermannsfamilie in Nazaret, in der er aufwuchs, ganz Mensch, ganz Kind des Volkes Israel. Aber zugleich war er mehr als ein Mensch, mehr als ein Prophet oder Rabbi; deutlich wird dies, wenn er Gott vertrauensvoll als „Vater“ anspricht. Ihm selbst gilt der Glaube und das Vertrauen der Christen, das die sich an seinen Namen knüpfende Religion fortan bestimmt:
Auch wir haben, wie Paulus schreibt (Röm 8,15), nicht einen von Furcht bestimmten „knechtischen Geist“ erhalten, sondern einen vertrauenden, Gott zugewandten „kindlichen Geist“. Seine Haltung ist frei und offen, wendet sich Gott dankbar und zärtlich zu und stimmt in Jesu Anrede ein: „Abba, lieber Vater!“
Herr und Gott
Hingegen ist der Titel „Jesus Christus, unser Herr“ ein Versuch, das Unerklärbare zu erklären: Dieser Mensch ist mehr als ein Mensch wie wir, er darf Anspruch erheben, unser Leben zu lenken und uns seinem Willen unterzuordnen. Diese Wahrheit gilt für Christus – in ihm, an seinem Lebensweg und an seinen Worten wird Gottes Wille erkennbar, entsteht ein Bild, an dem man sich orientieren kann, etwas zum Festhalten und Verstehen. Er verlangt nichts anderes als das „Trauen und Glauben“ – aber dies ganz und gar. Wo dies geschieht, wird seine Kraft spürbar, ist er ein wahrer Gott und Herr, der mitten hinein führt in die Macht der Liebe, die er selbst ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Redationsteam
vom Gemeindeportal