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Gott im Alltag – Der Hüter der Vernunft

© Peter Friebe

Gedanken zum großen Philosophen Immanuel Kant, der am 22. April 2024 dreihundert Jahre alt würde.

Den eigenen Verstand nutzen

In der Woche des Guten Hirten werfen wir schon mal einen Blick voraus auf den kommenden Montag, den 22. April. Da feiern viele einen besonderen Hirten, nämlich den Hüter der Vernunft. Der Philosoph Immanuel Kant würde 300 Jahre alt. Mit ihm begann die Zeit der Aufklärung, also die Zeit, in der Menschen sich ihres eigenen Verstandes bedienten, statt einfach nur Lehren anderer zu übernehmen.

Kant verabscheute es, könnte man sagen, wenn jemand unvernünftig einfach etwas nachplapperte oder an Verschwörungstheorien glaubte. Sein Wahlspruch war: Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Denk‘ nach, heißt das, überlege gut, frage auch andere, wie sie eine Sache sehen, zweifle an dem, was du gerne glaubst – und erst dann fälle dein eigenes Urteil. Glaube auch nicht einfach das, was dir die Kirche sagt; auch darüber darfst du nachdenken; daran darfst du zweifeln mit der Kraft deiner Vernunft.  

Grenzen der Vernunft

Aber auch Vernunft kommt an ihre Grenzen. Ein so kluger, nachdenklicher und häufig fröhlicher und geselliger Mensch wie Immanuel Kant wusste das. Nicht alles ist vernünftig zu lösen oder gar zu verstehen. Das gestehen wir uns ehrlich, wie Kant es auch tat. Der sich dann sagte, was er uns in einem sehr schönen Satz hinterlassen hat: Ich habe in meinem Leben viele Bücher gelesen, sagt Kant. Aber nichts hat mein Herz so still und froh gemacht wie die vier Worte: „Du bist bei mir.“

Damit meint Kant die Worte aus dem 23. Psalm (Vers 4). Ich fürchte kein Unglück, sagt der Beter des Psalm, denn du bist bei mir. Gott ist an meiner Seite.

Gott mitten in der Vernunft

Manchmal begegnen wir Gott an den Grenzen unserer Vernunft; manchmal begegnen wir Gott mitten in der Vernunft. Es gibt viele unterschiedliche Gottesbegegnungen. Manche finden ihn, wenn sie in der Natur sind und ins Schwärmen geraten; andere begegnen ihm, wenn sie logisch denken und merken, dass ihre Vernunft sowohl hilfreich ist als auch an Grenzen gerät – oder etwas geschieht, was unvorstellbar war. Gott ist nie berechenbar. Und er ist keiner, der uns zum Glauben zwingt.

Gott hat Geduld und wartet. Er ist längst da und wünscht sich, dass wir ihn erkennen. In etwas Wunderbarem vielleicht, in der Freundlichkeit anderer, im Glück des Behütetseins oder in der Dankbarkeit für unseren Verstand. Winke des Himmels gibt es reichlich für die, die nach Gott suchen.

Das hebräische Immanuel heißt auf Deutsch: Gott ist bei uns. In der Person Kant vereinen sich Wissen und Glauben; Vernunft und Anbetung. Wir dürfen Gott dankbar sein für einen Menschen wie Kant, für einen einzigartigen und gläubigen Hüter der Vernunft.

Mit freundlichen Grüßen

Pfarrer Michael Becker

Pfarrer im Rundfunk und Herausgeber der WERKSTATT für Liturgie und Predigt im Bergmoser & Höller Verlag.
Autor Pfarrer Becker

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