Gedanken für den Sonntag „dazwischen“
Zeit des Wartens
Christi Himmelfahrt ist vorbei. Eine Zeit des Wartens hat begonnen. Zehn Tage lang. Zehn Tage konzentriertes Warten? Auch wenn Friedrich Bodelschwingh einmal gesagt hat, dass „Warten ein freudvolles Ding ist, wenn über ihm der Schein der Hoffnung liegt“, sind zehn Tage zumindest für unsere heutigen Maßstäbe eine lange Zeit. Aber auch einige Apostel auf dem Bild scheinen mit dem Warten so ihre Schwierigkeiten zu haben. Da geht so mancher Blick sehnsüchtig oder auch ein wenig missmutig nach oben: Wo bleibt er denn, der Heilige Geist? Selbst das Studium der Schrift hilft jetzt nicht mehr, die Ungeduld zu zügeln. Warum auch zehn Tage warten? Nun, ich möchte die Frage versuchen zu beantworten.
Leere Stille
Zunächst, um leer zu werden. Wenn ich den Heiligen Geist empfangen möchte, muss ich ihm Platz einräumen, muss leer sein. Oder wie es Martin Luther ausgedrückt hat: „Gottes Natur ist, dass er aus nichts etwas macht. Darum: Wer noch nicht nichts ist, aus dem kann Gott auch nichts machen.“ Nichts sein, heißt auch: Keine bestimmten Vorstellungen zu haben, wie der Heilige Geist wirken soll, ansonsten ist die Gefahr groß, dass ich den Heiligen Geist übersehe, mag ich – wie einige der Jünger – noch so sehr zum Himmel starren.
Der zweite Aspekt des Wartens ist die Stille. Wir müssen ganz leise werden, denn der Heilige Geist ist leise. Er will mich nicht überreden oder gar überwältigen.
Der Geist weht, wann er will
Der dritte Aspekt des Wartens ist die Zeit. Warten kann eine sehr erfüllte, aktive Zeit sein. Oswald Chambers meinte sogar einmal, dass auf Gott zu warten die perfekte Aktivität ist und dass wir „im Herrn rasten, nicht rosten sollen“. Die Jünger warteten nach der Himmelfahrt Christi zehn Tage in Jerusalem. Auch wir dürfen den Heiligen Geist nicht gleich jetzt, hier und heute erwarten – und uns dann anderen Dinge zuwenden, wenn es nicht so läuft, wie wir es uns wünschen. Wir müssen uns Zeit nehmen, um dem Heiligen Geist Zeit zu lassen. Der Geist weht, wann er will.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Tillmann
Seit fast dreißig Jahren Redakteur, Lektor und Marktmanager für den Bereich Kirche im Bergmoser und Höller Verlag AG.

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