Immer mehr Länder auf der Welt verwandeln sich in Alleinherrschaften Einzelner. Da heißt es: Wachsam sein bei Wählen
Autokratie überall
Immer mehr Länder auf der Welt verwandeln sich in Autokratien, also in Alleinherrschaften Einzelner oder einer Partei. Davon berichtet die Bertelsmann Stiftung nach einer Untersuchung. In immer mehr Ländern, heißt das, gibt es zensierte Presse und Fernsehen, unfaire Wahlen, verbotene Demonstrationen, Gefängnis ohne Prozess. Von insgesamt 137 untersuchten Ländern sind 64 Demokratien und 74 Autokratien. In Demokratien wie Deutschland bestimmt das Volk durch Wahlen – in Autokratien bestimmt ein Einzelner oder eine Gruppe.
Wenn man ein bisschen genauer hinsieht, schreibt die Bertelsmann Stiftung, gebe es auch gescheiterte Autokratien. Nicht jede Diktatur gelingt. So seien Syrien, der Jemen, Libyen und Haiti am Rande des Zusammenbruchs. Das autokratische System gelinge nicht.
Die schlimmsten Zustände herrschten gerade in Ländern wie Myanmar, Afghanistan, Ägypten und Russland. Gerade die Zahl politischer Gefangener seien in diesen Ländern nicht mehr zu überblicken. Freie Wahlen fänden nicht statt; die Justiz handle im Auftrag der Herrschenden – wie wir in Russland täglich lesen können.
Weg in den Untergang
Warum ist das wichtig zu wissen? Weil wir am kommenden Sonntag wählen dürfen, frei wählen dürfen. Das ist eine Kostbarkeit, die Deutschland viele Jahre lang nicht hatte. Niemand schreibt uns etwas vor, niemand steht neben uns in der Wahlkabine und sagt, wen wir wählen zu wählen haben. Niemand kommt ins Gefängnis, weil er oder sie sich der Stimme enthält. Wir sind frei.
Und bleiben das hoffentlich auch. Es gibt Parteien, die bei uns „aufräumen“ und den „Parteienstaat abschaffen“ wollen, wie sie wörtlich sagen. Und die Menschen ausgrenzen, weil sie behindert sind oder angeblich das Falsche denken. Wählen Sie diese Parteien bitte nicht, sagen die christlichen Kirchen. Wählen Sie keine Parteien mit einem rechtsextremen Programm, die eine Diktatur planen. Als diese 1933 schon einmal an die Macht kamen, führten sie unser Land in den Untergang.
Geschenk der Freiheit
Dass wir frei wählen können, ist ein großes Glück. Dass wir Richterinnen und Richter und eine Presse haben, die frei und unabhängig urteilen und schreiben können, ist ein Geschenk, das wir mit allen Mitteln bewahren sollten. Es ist Teil unserer Freiheit, dass wir sagen dürfen, was wir denken – vorausgesetzt, wir tun Menschen kein Leid an.
Freiheit ist auch anstrengend, das ist wahr. Aber lieber anstrengend als im Gefängnis, wie in Russland. Danken wir Gott für das Geschenk der Freiheit. Und bitten wir ihn, dass er uns hilft, unsere kostbare Freiheit zu bewahren:
Bitte, Gott, öffne alle unsere Sinne,
dass wir unsere Freiheit erkennen,
sie dankbar annehmen und sie bewahren.
Mit freundlichen Grüßen
Pfarrer Michael Becker
