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Gott im Alltag – Es geht ums Ganze

© Jan-Mathieu Heidemann

Der Immobilienunternehmer Josef Rick sagt: Wir Reiche zahlen viel zu wenig Steuern!

Mut, zu besteuern

Er ist reich. Und er weiß das. Josef Rick, Immobilienunternehmer, sitzt einem Fernsehreporter gegenüber und sagt, dass er zu den 10 % der Menschen in Deutschland gehört, denen über 50 % des gesamten Vermögens in Deutschland gehört.

Aber Josef Rick sieht zugleich auch auf das Ganze. Darum sagt er: Wir Reichen müssten mehr Steuern bezahlen. Es gibt für uns so viele Ausnahmen: es gibt Schlupflöcher; es gibt Regelungen im Ausland, wo wir Geld parken können – im Verhältnis leisten wir Reiche wenig und werden immer reicher. Ärmere können nie Steuern sparen. Dann lächelt Herr Rick und sagt dem Reporter: Aber wir Reiche müssten alle gleich besteuert werden. Auf Freiwilligkeit darf man nicht hoffen. Und Schlupflöcher gehören abgeschafft, damit die Ärmeren weniger zahlen müssen.

Herr Rick weiß auch, was mit mehr Steuergeld geschehen soll. Es geht um die Infrastruktur Deutschlands: die Straßen, den Nahverkehr, die Schulen. Josef Rick zählt alles auf. Und sagt dann noch einmal: Es braucht Mut, uns mehr zu besteuern. Aber der Mut sollte da sein in der Politik.

Nichts gegen Reiche

Reiche haben immer viele Chancen, noch reicher zu werden. Ärmere haben so gut wie nie eine Chance, etwas mehr zu besitzen. Das sind Fakten, die durch viele Sozialstudien bestätigt werden. Reichtum ist manchmal die Folge von harter Arbeit, manchmal die Folge von Glück oder von einer großen Erbschaft. Gegen Reichtum kann man nichts haben; er gehört zum menschlichen Leben, seit es Menschen gibt.

Auch Jesus hatte nichts gegen Reiche. Er ließ sich gerne in deren Häuser zum Essen einladen. Er hat auch niemanden aufgefordert, etwas von seinem vielen Geld wegzugeben.

Etwas zurückgeben

Einer war aber so überwältig von der Nähe Jesu zu ihm, dass er ganz freiwillig Geld weggegeben oder zurückgegeben hat: der Zöllner Zachäus (Lukas 19,1-10). Als Jesus sich selber zum Essen in Zachäus‘ Haus eingeladen hatte, entdeckte Zachäus plötzlich etwas – nämlich seine Verantwortung. Nicht nur die für das Unrecht, das er begangen hatte, wenn er am Zoll zu viel Geld genommen hatte. Zachäus bemerkte auch seine Verantwortung für das Ganze: Ich lebe in einem Raum der Gnade und gebe nun etwas davon zurück – wie es auch der Immobilienmakler Josef Rick sagt und tut.

Niemand lebt nur für sich; jeder und jede lebt auch in einem Raum der Verantwortung für andere. Es geht immer ums Ganze. Da gibt es Menschen, die könnten mehr und größere Verantwortung übernehmen – und sich so als dankbar erweisen für die Gnade des Besitzens. Der reiche Zachäus ist dankbar, dass er gesehen wird – und dann nicht verurteilt wird. Das öffnet ihm das Herz.

Es ist immer die Dankbarkeit, die gerne abgibt.

Mit freundlichen Grüßen

Pfarrer Michael Becker

Pfarrer im Rundfunk und Herausgeber der WERKSTATT für Liturgie und Predigt im Bergmoser & Höller Verlag.
Autor Pfarrer Becker
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