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Gott im Alltag – Täter bleiben Täter

Täter bleiben Täter - Eine junge Frau blickt auf Frauenkleidung auf Schaufensterpuppen
(c) picture alliance / VisualEyze | Felbert+Eickenberg

Eine Wanderausstellung in Deutschland, die nötig ist und weh tut (Tagesschau.de) –

ACHTUNG: Hochsensibles Thema (Triggerwarnung)

Täter bleiben Täter

In Deutschland gibt es gerade eine Wanderausstellung – mit einem schwer erträglichen Thema. Gerade ist die Ausstellung in Koblenz. (https://wasichanhatte.de/Die-Tour/) Sie zeigt ausschließlich Kleidung, Frauenkleidung. Darum heißt die Ausstellung: „Was ich anhatte“.
Der Titel bezieht sich auf ein furchtbares Thema. Mitunter, wenn Frauen nach einer Vergewaltigung vor Gericht gegen den Täter aussagen müssen, werden sie von der Anwältin oder dem Anwalt des Täters gefragt: „Was hatten Sie an, als der Täter sich an Ihnen vergriff?“ Diese Frage ist selten sachlich gemeint – meistens soll dem Opfer dadurch eine gewisse Mitschuld unterstellt werden im Sinne von: ‚Sie hätten sich ja nicht so anziehen müssen.‘ Die Frage: „Was hatten Sie an?“, soll also aus einem Täter auch ein Opfer machen; als lade Kleidung zur Vergewaltigung ein.
Ein Täter bleibt ein Täter. Ein „Nein“ bleibt immer ein Nein. Nichts rechtfertigt eine solche Tat. Das zeigt die Ausstellung.

Das Opfer bleibt das Opfer

Wir sehen Alltagskleidung: Röcke, Hosen, Lederjacken; sportlich bis elegant – zum Gehen oder zum Fahrradfahren. Wir sehen das, was man einen Minirock nennen könnte; aber auch dicke, lange Überhosen, die Nässe abweisen und bei Regen getragen werden.
Und doch leben Anwältinnen und Anwälte davon, eine mögliche Schuld von Tätern abzuwenden oder zumindest kleiner zu reden. Immer wieder taucht auch in der Öffentlichkeit, vor allem in der Zeitung mit den Riesenbuchstaben, die Frage auf, wie „aufreizend“ des Opfer wohl ausgesehen habe – und ob es zu einer solchen Tat gewissermaßen einlade.
Die Antwort ist und bleibt: Nein. Nichts verharmlost diese Taten. Täter bleiben Täter. Das Opfer bleibt Opfer. Es hat keinerlei Mitschuld.

In der Bibel geht es nie darum, Schuld kleinzureden

Es gehört fast schon zur Tagesordnung, Täter zu Opfern zu machen – oder Täter zu erleben, die angeblich „nicht anders konnten“, und die man darum verstehen müsse. Was immer aber Täter als ihre Erklärung vorbringen – die Tat bleibt abscheulich und unentschuldbar. Täter bleiben Täter. Wenn es etwas zu ihrer Entlastung geben sollte, entscheiden das ausschließlich Sachverständige und das Gericht, nicht sie selber oder  Zeitungen.

In der Bibel geht es nie darum, Schuld kleinzureden. Es geht darum, sich der eigenen Schuld zu stellen. Das gelingt dem Zöllner Zachäus, weil Jesus ihn nicht verächtlich anschaut und nicht auf dessen Schuld pocht, sondern ihn weiter als würdigen Menschen ansieht. Zachäus ist so beschämt, dass er gesteht und alle seine Diebstähle zurückzahlt.

Jesus verharmlost keine Schuld. In seiner Nähe und in seinem Verständnis bleiben Täter immer Täter. Es gibt bei ihm kein Herausreden. Nur wer sich seine Tat eingesteht und die Strafe annimmt, darf auf Gottes Vergebung hoffen.

Mit freundlichen Grüßen

Pfarrer Michael Becker

Pfarrer im Rundfunk und Herausgeber der WERKSTATT für Liturgie und Predigt im Bergmoser & Höller Verlag.
Autor Pfarrer Becker

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