Die Gäste im Bordrestaurant eines ICE staunten nicht schlecht. Jemand hatte die Rechnung aller Gäste bezahlt (focus.de)
Eine kleine Verrücktheit
Die Gäste im Bordrestaurant eines ICE staunten nicht schlecht. Als sie bezahlen wollten, erfuhren sie, dass ihre Rechnung schon bezahlt sei. Mehr noch: ein Mensch hatte die Rechnung aller Gäste im Bordrestaurant bezahlt. Weil der Mensch dann später auf X, vormals Twitter, davon erzählt, erfahren wir auch, dass es sich um den 42-jährigen, in Teheran geborenen Unternehmer und EU-Jugendbotschafter Ali Mahlodji handelt, der sich diese Freude im ICE von Nürnberg nach Wien gemacht hatte. Er schreibt: „Manchmal bezahle ich Essensrechnungen von Menschen und verlasse das Restaurant, bevor sie es vom Kellner erfahren.“ Er genieße es, sagt er dann noch, inspirierend und großzügig zu sein. Der Kellner und er hätten sich im ICE gefühlt wie „kleine Kinder“ oder „Geheimagenten“.
Die Verblüffung der anderen genießen
Verrücktheiten wie diese muss man sich leisten können in einer Welt, die wie aus den Fugen geraten wirkt. Die Menschheit kämpft ums Überleben, kann man wohl ohne viel Übertreibung sagen. Und ein Mensch, der es sich leisten kann, lädt völlig fremde Menschen zum Essen und Trinken ein. Das tut dieser Mensch nicht jeden Tag, aber eben hin und wieder. Dann genießt er die Verblüffung der anderen. Der Mensch ist dann auch längst schon weg, wenn die Gäste erfahren, wem sie die Wohltat verdanken. Verrückt das alles.
Aber es macht die Welt auch charmant, oder?
Gott liebt fröhliche Geber und Geberinnen
Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb, schreibt der Apostel Paulus in seinem zweiten Brief an die christliche Gemeinde in Korinth (9,7). Damit hat Paulus die Spendenfreudigkeit der Menschen in Korinth gemeint. Aber ich beziehe es jetzt auf die kleine Verrücktheit des Unternehmers, der Fremden die Rechnung bezahlt. Der Mann kann es sich finanziell leisten; es wird ihm nicht wehtun. Manche werden wohl auch den Kopf schütteln und denken: Man hätte das Geld Ärmeren geben sollen. Alles richtig.
Aber – so kleine Narrheiten machen das Leben doch erst lebenswert, oder? Wir sind dann verblüfft – oder lachen über das, was Menschen einfällt, um anderen ein wenig Freude am Leben zu geben und Verblüffung zu bereiten wie an den Tagen der Fastnacht/des Karneval. Neulich sah ich ein älteres Ehepaar, das auf einem Marktplatz in der Stadtmitte ein wenig tanzte. Eine kleine Narrheit, die niemandem wehtut, aber die Welt und das Leben charmanter und freundlicher macht. Etwas erhebt uns aus einem grauen Einerlei. Die Zuschauenden klatschten dem tanzenden Paar.
Das darf sein und soll auch sein. Gott möchte uns nicht grau und einerlei. Er wünscht uns öfter Farbigkeit wie an den tollen Tagen. Lassen wir uns keine Freude entgehen, soweit sie anderen nicht wehtut. Wenn wir fröhlich geben, dürfen wir und andere das Gute, das wir empfangen, auch in Gottes Namen genießen.
Mit freundlichen Grüßen
Pfarrer Michael Becker

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