Das Aussprechen einer schwierigen Lange gehört zur Ehrlichkeit. Viele Zeitungen meldeten dieser Tage: Immer mehr junge Menschen, Kinder und Heranwachsende, haben seelische Probleme. (welt.de)
Die Zeit der Ehrlichkeit
Die Fastenzeit könnte eine Zeit der Ehrlichkeit werden. Viele Menschen nutzen die vierzig Tage vor Ostern, um ihren Leib in Form zu bringen, wenn ich das mal so sagen darf. Dann könnte man auch die Seele in Form bringen – mit Ehrlichkeit.
Zur Ehrlichkeit gehört eine Meldung, die wir nicht überhören dürfen. Immer mehr junge Menschen, Kinder und Heranwachsende, haben seelische Probleme. Ärztinnen und Ärzte wundert das nicht. Die Corona-Pandemie, die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, die Sorge um das Klima – alles bedrängt auch Jüngere. Die Nachfrage nach Therapiestunden bei Kinder- und Jugendpsychologen ist deutlich gestiegen. Es gibt lange Wartezeiten. Darum fordert ein Therapeut „wohnortnahe Behandlungsangebote“, damit die seelische Belastung nicht chronisch werde. Längerfristig brauche es aber auch mehr Kinder- und Jugendtherapeuten.
Wer an der Seele leidet, ist krank
Das Aussprechen dieser Lage gehört zur Ehrlichkeit. Verschweigen hilft nicht. Im Gegenteil. Es macht die Lage nur schlimmer. Wer an der Seele leidet, ist krank – nicht etwa gestört oder, wie man früher sagte, „verrückt“. Die Seele leidet wie der Körper. Nur sieht man das Leiden der Seele nicht, wie man einen Beinbruch sieht. Meist leidet die Seele unsichtbar. Aber nicht weniger schmerzhaft.
Wenn wir nun an Jesu Leiden und die Leiden in der Welt denken, gehört das Leiden der Seele unbedingt dazu. Depressionen sind eine schwere Krankheit – keine schlechte Stimmung. Das gehört auch zur Ehrlichkeit. Und was können wir da tun?
Depression ist eine schwere, seelische Krankheit
Wir können es ehrlich aussprechen. Verdrängen und Verschweigen helfen nicht. Wir können überall und immer sagen, was der Fall ist: Depression ist eine schwere, seelische Krankheit und keine schlechte Stimmung für ein paar Tage. Damit ist allen geholfen, deren Seele leidet. Sie fühlen sich nicht kleingeredet, sondern ernstgenommen.
Und wir können achtsam sein. In welcher Geste eines anderen Menschen, in welchen Worten und Handlungen zeigt sich womöglich seelische Not? Wir könnten uns in der Fastenzeit ja vornehmen, etwas genauer hinzuhören, statt selber viel zu reden; und etwas genauer hinzusehen, statt schnell vorbeizuhuschen. Dann lernen wir viel von den Sorgen anderer. Vielleicht könnten wir auch gezielt jemanden ansprechen und fragen, wie es ihm oder ihr geht. Nicht aus Neugier, sondern aus ehrlichem Interesse. Das ersetzt keine ärztliche Hilfe, könnte aber helfen, Lasten ein wenig leichter machen.
Und Beten können wir; immer. Wir können fürbittend an die denken, deren Seele verwundet ist. Vielleicht mit diesen Worten:
Gütiger Gott, die Seele von Menschen leidet.
Wir bitten dich: Wende dich diesen Menschen zu;
lass ihnen dein Licht leuchten.
Stärke unsere Seelen, dass wir mit deiner Hilfe
das Leben bestehen. Amen.
Mit freundlichen Grüßen
Pfarrer Michael Becker

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