Im Gazastreifen beginnt zaghaft neues Leben (ARD-Morgenmagazin)
Eine Waffel mit einer Kugel Eis
Alles ist grau. Und staubig. Rundherum sind Trümmer. Es ist ein Bild aus Jammer und Elend. Graue Kinder mit staubiger Kleidung sitzen auf einem langen Stein. Ihre Gesichter sind ein wenig verschmutzt. Das wundert niemanden. Es sind Kinder aus dem Gazastreifen. Sie besitzen nichts mehr außer ihrer staubigen Kleidung.
Doch, eine Ausnahme gibt es. Die Kinder auf dem Bild lächeln, manche strahlen sogar. Sie haben etwas Buntes in der Hand und lecken daran: eine Waffel mit einer Kugel Eis. Eine hat gelbes Eis, ein anderer braunes. Es gibt auch weißes und grünes. Alle Kinder sitzen in Jammer und Elend, tragen staubige und zerrissene Kleider und strahlen. Weil sie Eis haben. Ihr Hoffnung besteht aus Eis.
Ihre Hoffnung besteht aus Eis
Jemand hat einen Eiswagen aus den Trümmern gerettet oder wiedergefunden. Dann hat er das getan, was er kann: Eis herstellen. Einfach war das nicht. Das Eis ist nicht so, wie der Mann es gerne hätte. Manche Zutat fehlte ihm, sagt er. Er hat mit den Zutaten arbeiten müssen, die er bekommen hat: Strom aus einem Generator, nicht die allerbeste Milch, Zucker und Früchte. Im Eiswagen sind vielleicht sieben Sorten zu sehen. Vor dem Wagen drängeln sich unzählige Kinder und ein paar Erwachsene. Alle wollen Eis. Eineinhalb Jahren herrschte Krieg. Das heißt Staub, Trümmer, Bomben, Granaten, sich Verstecken – und natürlich kein Eis. Keine Leichtigkeit, kein Schlecken am Zucker.
Das ist jetzt vorbei, jedenfalls vorerst. Man weiß ja nie, was die erwachsenen Männern der Hamas und der israelischen Regierung noch planen. Mit Eis hat das nichts zu tun. Also genießt man diesen Augenblick, diesen Farbtupfer im grauen Trümmerhaufen. Kinder sitzen auf einem Stein und strahlen ihre Hoffnung in die Welt. Ihre Hoffnung besteht aus Eis.
Genauer hinsehen für die Hoffnung
Schaut man auf das ganze Bild, ergreift Jammer und Elend ans Herz. Alles ist voll massiger Trümmer. Kein Mensch sieht da auch nur ein Gramm Zukunft und Hoffnung.
Für Hoffnung muss man schon genauer hinschauen. Dann sieht man eine Handvoll Kinder, die eine Waffel in der Hand haben. Darin eine Kugel Eis. Die Kinder schlecken daran. Und strahlen. Es ist noch nicht alles am Ende. Es gibt wieder Eis. Also Hoffnung. Das neue Leben beginnt mit Eis.
Manchmal gibt Gott seltsame Zeichen. Sogar bunte. Auch wenn das Eis noch nicht perfekt ist, wie der Hersteller sagt, scheint es doch zu schmecken. Es schmeckt nach Hoffnung. Gott wird es gefallen, wenn er auf das Bild sieht. Vielleicht bestellt er sich gleich mal ein himmlisches Eis.
Mit freundlichen Grüßen
Pfarrer Michael Becker

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