Rolf ist der Held einer Pflegestation. Dort ist er so etwas wie ein Hirte. Ein Hirte, der zum Helden wird (ZDF-Mittagsmagazin).
Noch vor zwei Jahren wusste Rolf vor Trauer nicht weiter
Wenn Rolf eins nicht gewollt hatte, dann ist es: zum Helden zu werden. Aber dann wurde er es doch: der Held der kleinen Pflegestation im Raum Düsseldorf. Vor fünf Jahren musste Rolf seine Frau auf diese Station bringen. Er konnte nicht mehr beides leisten: In der Bank arbeiten und seine Frau pflegen. Dafür war er immer zu lange von zu Hause weg. Schweren Herzens und auf Anraten der Ärzte kam seine Frau auf die Pflegestation. Rolf hat sie besucht, so oft wie möglich. Nach zwei Jahren starb seine Frau. Und Rolf wusste nicht weiter.
Aber plötzlich wusste er doch weiter. Und ging jeden Tag, den der liebe Gott werden ließ, auf die Pflegestation. Erst als eine Art Mittagspause, seit zwei Jahren dann in seinem Ruhestand. Da hilft er – vor allem am Wochenende – bei der Essensausgabe, beim Essen anreichen, beim Abräumen und Säubern der Tische und Nachttische. Manchmal spielt er ein Spiel mit oder unterhält sich mit jemandem, auch mit Angehörigen. Rolf macht das, wozu kaum ein anderer Zeit hat. Er selber nennt sich „Libero“ – also einer, der frei ist und Zeit hat für Kleinigkeiten.
Zeit für ...
Wer heute Zeit hat für die Kleinigkeiten, wird schnell zum Helden. Rolf war immer da, vor allem am Wochenende. Er besorgte etwas, er benachrichtigte Angehörige, hatte offene Ohren, fuhr mal jemanden zum Arzt oder füllte Behördenbögen aus. Und eines Tages sagte jemand: Der Rolf ist doch jetzt auch schon fünf Jahre hier.
Stimmt, sagten andere; stimmt, sagte Rolf etwas kleinlaut. Und man feierte ein Fest auf der Station. Rolf, der Held. Der Hirte als Held.
Menschen sollen füreinander da sein
Und als dann später noch jemand fragte, warum Rolf das denn das alles mache, sagt Rolf: Mich spornt der Glaube an. Das verstand man nicht sofort. Darum sagte Rolf noch: Menschen sollen füreinander da sein. Ich habe so viel Glück gehabt im Leben. Jetzt möchte ich etwas Glück für andere sein.
Das hätte Rolf niemals von sich aus so gesagt. Aber die anderen hatten ja gefragt. Dann darf man auch sagen, was man glaubt. Rolf glaubt an Gott. Und wer an Gott glaubt, sieht Menschen möglichst nicht als Gegner, sondern als Geschwister. Ja, das ist ein großes Wort. Und es stimmt auch ein bisschen. Menschen sind aufeinander angewiesen. Manchmal wie in einer Familie. Da liebt man sich auch nicht immer – aber man hilft sich, wenn es ernst wird.
Rolf will helfen. Menschen helfen. Darum geht er auf die kleine Station, jeden Tag um 12.00 Uhr. Und versucht sein Bestes. Sein Glaube ist einfach. Menschen sollen füreinander da sein. Wo Hirten zu Helden werden, ist Gott ganz nahe.
Mit freundlichen Grüßen
Pfarrer Michael Becker

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