Gedanken über die vor einiger Zeit gegründeten „Senioren-Tafeln“ (ARD-MoMa)
Ganz auf Ältere eingestellt
„Zweimal die Woche darf ich hierherkommen“, sagt der alte Herr in die Kamera des Fernsehens. Er meint die „Senioren-Tafel“, die es in seiner Stadt gibt. Eine Tafel, sehr preiswertes Essen, ausschließlich für Senioren. Der alte Herr kommt nicht nur gerne, sagt er, er kommt auch, weil er es nötig hat mit seiner kleinen Rente. Supermärkte kann er sich kaum leisten.
Die Senioren-Tafel ist ein Segen für ihn. „Hier werde ich gesehen“, sagt er, „hier fühle ich mich als Mensch“. Nicht nur, weil dort noch andere Seniorinnen und Senioren selbstverständlich einkaufen und er nicht auffällt, sondern auch, weil ihm körperlich beigestanden wird. Man hilft ihm die Stufen hinauf und hinab; man hilft ihm beim Einpacken des Einkaufs; niemand bedrängt ihn oder mahnt ihn zur Eile. Alles in der Senioren-Tafel ist auf Ältere eingestellt.
„Es ist ein Segen“, sagt der Ältere nochmal und lächelt. Aber sein Lächeln ist doch etwas verzagt. Der ältere Herr ahnt wohl, dass sich sein Leben als Ärmerer nicht mehr wesentlich verbessern wird.
Städte richten gezielt Senioren-Tafeln ein
Armut sieht man nicht unbedingt – und doch scheint sie durch alles. Vor allem in Gesichtern kann man, wenn man will, oft eine besondere Art der Trauer erkennen, der Verzagtheit. Es ist den Armen einfach klar, dass sich wenig an ihrem Leben ändern wird. Die Tafeln, dieser Segen, sind in vielen Städten sozusagen ausgebucht und nehmen keine neuen Kunden mehr auf – sie haben oft auch nicht mehr die Ware für immer mehr Besucher.
Und weil es für Ältere in den Tafeln oft schwierig geworden ist mit den Lasten und dem Tempo, haben sich in manchen Städten Senioren-Tafeln gegründet. „Hier fühle ich mich als Mensch“.
Armut schreit nicht; zu hören ist sie trotzdem
Armut ist für Betroffene eine bleibende Tragödie. Und es geht schnell, arm zu werden. Mal ist die Rente zu klein, mal die Miete zu hoch – oder beides. Alleinerziehende erzählen, wie teuer das Leben in den vergangenen zwei Jahren geworden ist.
Armut schreit nicht; zu hören ist sie trotzdem. Auch darum ist die Bibel ein leidenschaftliches Buch gegen die Armut von Menschen. Zumal es ja oft auch bedeutet, dass andere Menschen immer reicher werden. Davor warnen die Propheten (Jesaja 58,7): Brich den Hungrigen dein Brot. Das ist eine eher ruhige Feststellung – man könnte auch sagen, eine leidenschaftliche Bitte. Sie erwarten im Namen Gottes Gerechtigkeit. Wer etwas besitzt, möge denen geben, die wenig besitzen. Gebt einander Brot. Lasst niemanden arm bleiben.
Dann geht unser Licht auf wie die Morgenröte, sagt Jesaja. Reich ist, wer gibt. Und wir dürfen uns daran erfreuen, Arme nicht arm bleiben zu lassen. Weil Gott dann sagt: Siehe, hier bin ich.
Mit freundlichen Grüßen
Pfarrer Michael Becker

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