Glaube gilt manchen als das Gegenteil der Vernunft. Doch schon immer haben Menschen mit ihrem Glauben gerungen, nicht alles einfach nur akzeptiert, sondern darüber nachgedacht und versucht, ihren Glauben mit der Vernunft in Einklang zu bringen.
Damit ich verstehe
„Ich glaube, damit ich verstehe“ – mit diesem Satz bestimmte Anselm von Canterbury in seiner Schrift „Proslogion“ das Verhältnis von Glaube und Vernunft und wurde so zum „Vater der Scholastik“. Daneben ist er durch seinen ontologischen Gottesbeweis berühmt: „Gott ist das, worüber hinaus Größeres nicht gedacht werden kann.“ Es ist der denkerische Versuch, die Existenz Gottes dadurch zu beweisen, dass der Mensch in der Lage ist, überhaupt Gott zu denken.
Liebendes Interesse
Doch Anselm von Canterbury, 1033 im italienischen Aosta geboren, war nicht nur einer der größten Theologen des Mittelalters, sondern ein zutiefst frommer Mensch, der sich zugleich in die Auseinandersetzungen des Investiturstreites zwischen Papsttum und Königen um das Verhältnis von kirchlicher und weltlicher Macht einmischte. Nachdem ihm der Klostereintritt im Alter von 15 Jahren verwehrt worden war, trat Anselm 1060 in das von Lanfranc geleitete Benediktinerkloster Le Bec in der Normandie ein. Dort wurde er 1063 Prior und Leiter der Schule, die er zu einer bekannten Stätte der Gelehrsamkeit machte.
Ziel der Bildung war für Anselm die sittliche Ertüchtigung des Menschen. Dabei sah er die Gefahren einer nur auf Zucht und Strafe bedachten Erziehung und baute vielmehr auf die Bedeutung der Geduld und des liebenden Interesses des Erziehers.
Weg der Sühne
Nachdem Lanfranc zum Bischof von Canterbury gewählt worden war, wurde Anselm 1079 Abt des Klosters; 1093 folgte er Lanfranc auf den Bischofsstuhl von Canterbury (und als Primas der Kirche von England). Im damals tobenden Investiturstreit musste Anselm 1097 England verlassen und ging ins Exil nach Italien (später Lyon), wo er sein theologisches Hauptwerk „Cur Deus Homo“ verfasste, in dem er die Lehre von der Kreuzigung Christi als Weg der Sühne für die Sünden der Welt vertrat.
1100 konnte Anselm von Canterbury nach England zurückkehren, musste jedoch 1103 ein weiteres Mal ins Exil gehen und konnte erst in den letzten zwei Lebensjahren (1107 bis 1109) in England wirken. Anselm starb vor über 900 Jahren am 21. April 1109 in Canterbury; in der dortigen Kathedrale liegt er auch bestattet.
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