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Das Glaubensbekenntnis – Teil 1

© Michael Tillmann

Das Glaubensbekenntnis ist Zusammenfassung und Erklärung des Glaubens zugleich. Wer die Worte spricht, gibt seine Zugehörigkeit und Einstellung bekannt. In dieser Reihe soll im Detail betrachtet werden, woher die Worte kommen und was sie bedeuten. Im ersten Teil geht es um das „ich glaube“ und die Bezeichnung von Gott als „Vater.“

Ich glaube

Das Glaubensbekenntnis ist ein verbindendes Element der Christen unterschiedlicher Konfessionen. In der Regel beten wir es gemeinsam im Gottesdienst. Doch trotz dieses Gemeinschaftsaspektes beginnt jedes Glaubensbekenntnis mit: „Ich glaube.“ Nicht „wir“, nicht „die Gemeinde“, nicht einmal „die Kirche“, sondern „Ich“. Wenn ich das Credo spreche, kann ich mich nicht hinter einer Gemeinschaft verstecken, sondern muss Zeugnis ablegen über mein Bekenntnis.

Diese Individualität ist ein Segen. Denn ich werde als einmaliger Mensch wahr- und ernst genommen – in der Gemeinschaft der Menschen und in der Gemeinschaft mit und von Gott. Ich bin ihm wichtig! Und mein Bekenntnis ist ihm wichtig. Deshalb ist „glauben“ mehr als „meinen“ oder „vermuten“ oder „einer Ansicht sein“. Meinungen, Vermutungen, Ansichten kann ich ändern und ändere ich auch, doch der Glaube ist etwas Existenzielles, das mich als ganzen Menschen angeht.

Hilf meinem Unglauben

Paul Tillich sprach von der Religion als das, was uns unbedingt angeht. Gleiches lässt sich auch vom Glauben sagen. Das zeigt sich schon in der Herleitung des Wortes. Das lateinische Wort „Credo“ kommt von „cor dare“ = „das Herz geben/schenken“; das deutsche Wort „Glaube“ stammt vom indogermanischen „leubh“ = „lieb haben, begehren“. Der Glaube ist also eng mit der Liebe verbunden.

Das hebräische „aman“ legt den Schwerpunkt auf einen anderen Aspekt: sich an etwas fest machen. Der Apostel Paulus fasst diese Aspekte im Hebräerbrief (11,1) zusammen: „Glaube aber ist: Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht.“ Zweifel sind dabei nicht ausgeschlossen, doch können wir dann vertrauensvoll mit dem Hauptmann von Kafarnaum beten: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“

Papa

Oh, mein Papa …“ – mit wie viel Wärme und Verehrung in der Stimme besang Lys Assia 1950 ihren Vater als wunderbaren Künstler und Clown. Einen Vater zu haben, an dem man sich dankbar orientiert, ist ein Geschenk. Väter sind unersetzbar, auch dann, wenn sie nicht so hell wie im alten Schlager als Vorbild glänzen. Eine gelingende Vaterbeziehung stärkt für das Leben.

Christen reden Gott als Vater an – und unterscheiden sich damit von Israel. Das Volk Israel nennt Gott kaum einmal „Vater“, erst Jesus hat Gott als Vater angeredet, im Vaterunser, aber mit der besonders vertraulichen Formulierung „Abba Vater“ (Markus 14, 36), die dem Vater in der Familie gilt und Lys Assias zärtlicher Anrede „mein Papa“ durchaus nahe kommt.

Positives Vaterbild

Von hier aus wird die Bezeichnung Gottes als „Vater“ geläufig, sodass Paulus sie in seinen Briefen ganz selbstverständlich verwendet: „Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“ (1. Korinther 1,3) – Auch ist nur konsequent, dass, wo Jesus als der Sohn Gottes bekannt wird, dieser als sein Vater angesprochen wird.

So wird im Zweiten Testament die Umschreibung Gottes als „Vater“ üblich und findet ihren Weg ins Glaubensbekenntnis. Gegen die Anweisung in Exodus 20,4 („Du sollst dir kein Bildnis machen“) ist Gott fortan mannigfach als Vater dargestellt worden und zuweilen wurde er allzu nahtlos mit diesem Bild identifiziert – Gott ist, wie die Bibel bezeugt, seinen Kindern ebenso Mutter wie Vater.

Immerhin lassen sich aus Gottes Beziehung zu seinem Volk Züge eines positiven Vaterbildes gewinnen: Dieser Vater bleibt seinen Kindern untrennbar solidarisch verbunden, lässt sich ansprechen, ist nahe auch dann, wenn er zürnt. Er wendet seine ganze beschützende Macht auf und gibt seinem Volk, dem er verlässlich in Liebe zugewandt bleibt, orientierende Klarheit; er verleiht Stärke und Festigkeit. Er ist gerade dann mächtig auf dem Plan, als Jesus sich in seiner Sterbestunde bitter beklagt: Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Dieser Gott bleibt Christus zur Seite und allen seinen Kindern treu. Wollte Gott, dass wir menschliche Väter uns an ihm ein Beispiel nehmen.

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Inzwischen sind alle Teile unserer Reihe „Das Glaubensbekenntnis“ erschienen. Zur besseren Übersicht finden Sie die komplette Reihe unter diesem Artikel verlinkt.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Redationsteam
vom Gemeindeportal

Gott loben und ihm danken

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