Das Glaubensbekenntnis ist Zusammenfassung und Erklärung des Glaubens zugleich. Wer die Worte spricht, gibt seine Zugehörigkeit und Einstellung bekannt. Im zweiten Teil werden die weiteren Benennungen Gottes betrachtet: „der Allmächtige“ und „der Schöpfer des Himmels und der Erde.“
Der Allmächtige
Er sagt sich so leicht, dieser Satz: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde …“ – doch nicht nur Menschen nach harten Schicksalsschlägen fragen sich, wie sie ihre Erfahrung zusammenbringen mit dem Bekenntnis zum allmächtigen und zugleich gütigen Gott. Manchen von ihnen fällt es schwer, dieses Glaubensbekenntnis mitzusprechen.
In welchem Sinne ist Gott „allmächtig“? Für den jüdischen Philosophen Hans Jonas hat Gott mit der Erschaffung der Welt und des Menschen bewusst auf einen Teil seiner Allmacht verzichtet – er überließ die Schöpfung der Evolution, die unerschöpfliche Vielfalt hervorbrachte. Dem Menschen gab er Freiheit, auf dass er sie verantwortlich nutze. Gott verfüge zwar, so Jonas, weiterhin über die allein ihm eigene Allmacht, aber er habe sich entschieden, sie nicht gegen die Naturgesetze und gegen des Menschen Freiheit zu brauchen.
Die Macht seiner Liebe
Das ist ein schöner und interessanter Gedanke – aber tröstet er angesichts des Leides, das etwa aus dem Tod eines Kindes erwächst? Das Christentum erläutert den Gedanken der Allmacht auf andere Weise: Es bekennt sich zu einem Gott, der selbst als schutzloses Kind in einer Krippe geboren wird und den Menschen in Liebe und Achtsamkeit begegnet. Am Ende stirbt er gottverlassen am Kreuz. Das ist Gottes Antwort auf menschliche Fantasien von unantastbarer, von Leid und allen Einschränkungen unberührter Allmacht.
Gott ist jene Liebe, die am Lebensweg Jesu erkennbar wird – ganz besonders an dessen Ende. Dort, wo sinnlos gestorben wird, dort ist Gottes Liebe am stärksten. Liebe wird durch den Tod zwar in Schmerz verwandelt, aber nicht beendet. So entsteht eine andere Allmacht: Die Liebe ist nicht zu Ende, wo alles verloren scheint. Sie geht selbst hinein in die Verzweiflung und weist am Ende des Weges einen Anfang. Eberhard Jüngel hat dies so formuliert: „Gottes Allmacht ist als die Macht seiner Liebe zu verstehen. Nur die Liebe ist allmächtig.“ Eine solche Allmacht schließt Ohnmacht nicht aus. Sie hilft aber dabei, sie etwas besser zu ertragen.
Schöpfer …
Man muss sich schon entscheiden, wie man unsere Erde sehen will: Als ein Produkt des Urknalls und des seltsamen Zufalls, dass sich auf einem Planeten ein lebensfreundliches Klima entwickelte – oder als Gottes gute Schöpfung, die Er nach seinem Ratschluss und Willen geschaffen hat und uns mitten darin.
Die Alternative lautet dabei nicht „Evolutionstheorie oder Schöpfungsglaube“. Die Frage ist vielmehr, ob sich in der Fülle und Vielfalt des Lebens eine gute, göttliche Absicht zu erkennen gibt, die das Leben will und ihm Raum und Zeit öffnet. Die drei abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam sind sich jedenfalls einig, dass unser Lebensraum kein Zufallsprodukt ist, sondern auf Gottes Ratschluss hin entstand.
… und Schöpfung
Die Formulierung im Glaubensbekenntnis aber macht bereits deutlich, dass sich das Weltbild geändert hat: Während man sich in den Anfängen des Christentums vorstellte, der sphärische Himmel überwölbe die feste Erde, weiß man heute um unermessliche Weiten des Weltraums, in denen unser Planet sich dreht und Lebensraum anbietet. Auch wenn sich unser Wissen erweitert und differenziert: Der Glaube, dass Gottes liebender Wille das Leben will, kann durch Erkenntnisse der Naturwissenschaft und Physik nicht angetastet werden.
Solcher Glaube an Gott den Schöpfer rückt Mensch und Welt in ein anderes Licht. Die Menschen sind nicht Gottes einzige Geschöpfe, sondern mitten hinein gestellt in eine lebendige Lebensfülle, die sie pflegen und erhalten sollen, weil sie wunderbar und einzigartig ist und alternativloser Lebensraum für alle Geschöpfe Gottes. Gott als den Schöpfer loben heißt demütig und bescheiden einräumen, dass es ihm nicht nur um des Menschen Leben zu tun ist, sondern um ein befreites Leben, das der ganzen Schöpfung verheißen ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Redationsteam
vom Gemeindeportal