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Das Vaterunser – Teil 3

© Gerhard Zinn

Es ist DAS Gebet des Christentums, von Jesus selbst überliefert. Das Vaterunser. In jedem Vers steckt tieferer Sinn. Die einzige Zeile des Vaterunsers, die keine direkte Anrufung Gottes oder eine Bitte ist, soll heute im Fokus stehen.

Vaterunser Kalligrafie von Silke Schmithausen
Vaterunser Kalligrafie von Silke Schmithausen

Wie im Himmel, so auf Erden

Wenn wir die Vaterunser-Bitte „Dein Wille geschehe“ mit den Worten ergänzen „wie im Himmel, so auf Erden“, doch dann in dem Wissen, dass das, was hier auf Erden geschieht allzu oft nicht dem Willen Gottes, sondern dem Willen des Menschen entspricht. Der Mensch nutzt seine ihm von Gott gegebene Freiheit eben auch, um sich gegen Gott zu entscheiden. Dennoch will Gott den Menschen als einen Partner mit freiem Willen. Deshalb bedeutet die Bitte „Dein Wille geschehe“ nicht die fatalistische Resignation gegenüber irgendeiner „Schicksalsmacht“, sondern die freie Entscheidung für Gottes Willen, der sich in Jesus Christus uns Menschen offenbart hat.

Seit ihm gibt es eine Geschichte des Willen Gottes auf der Erde; seit Jesus hat der Willen Gottes für uns jeden Schrecken verloren. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass wir auch die Bitte „Dein Wille geschehe“ an unseren Vater im Himmel richten, deshalb brauchen und dürfen wir diese Bitte nie resignierend beten, nie verzweifelnd seufzen, sondern sie ist immer Ausdruck unseres Vertrauens und der Hoffnung, dass Gott wie Dietrich Bonhoeffer bekennt „aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will.“

Die Bitte „Dein Wille geschehe“ entlässt uns dabei nicht aus der Verantwortung. Auch wenn sich der Wille Gottes in Jesus offenbart hat, stehen wir doch in der Verantwortung, zu ermitteln, was der Wille Gottes in unserer Zeit praktisch bedeutet – und dies dann auch zu tun.

Hinzu kommt ein weiterer Aspekt. In dem sehr lesenswerten Buch „Am Vaterunser das Leben lernen“ schreibt der Franziskanerpater Josef Tasch: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Das heißt doch: Der Himmel komme auf die Erde, und die Erde werde zum Himmel. Die Konsequenz daraus müsste aber dann geradezu lauten: nicht Geist der Ergebung in das Weltgeschehen, sondern Geist der Revolution, damit jetzt schon etwas mehr Himmel auf die Erde kommt.“ Hier zeigt sich wieder einmal, wie aktuell und lebensnah das Vaterunser ist; ein Gebet, das uns wirklich hilft, das Leben zu lernen – das ganz alltägliche Leben mit seinen Sorgen, Zweifeln und Fragen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Redationsteam
vom Gemeindeportal

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