Gedanken zum Ersten Fastensonntag anhand der Figur des Teufels, und dessen Wahrnehmung in der modernen Welt.
Lustiges Kerlchen?
Der moderne Mensch hat schon vor langer Zeit Abschied vom Teufel genommen. Heute taugt der „Behörnte“ noch als Kostüm im Karneval oder als groteske Figur in Hollywood-Filmen. Oder eben als lustiges Bronzekerlchen wie bei der Plastik von Rolf Goerler vor der St. Marienkirche in Lübeck, die an eine Legende aus der Entstehungszeit der Kirche erinnert.
Schuldbewusstsein
Ansonsten gibt es für den Teufel keinen Bedarf mehr. Ich glaube, wenn es den Teufel gäbe, wäre das eine seiner hinterlistigeren Einfälle, den Menschen vorzutäuschen, es gäbe ihn nicht, um so unbemerkt desto eifriger am Werk zu sein. Denn eines ist klar: Mit dem Teufel ist das Böse nicht aus der Welt verschwunden – nicht im Kleinen und nicht im Großen. Nur das Bewusstsein für die eigene Schuld, das gibt es kaum noch. Heutzutage sind die Gene, die Erziehung oder die Gesellschaft Schuld. Und auch das könnte eine gemeine List des Teufels sein – wenn es ihn denn gäbe.
Ehrlichkeit muss sein
Dennoch: Ich bin froh, dass wir den Teufel los sind. Denn auch er war ja eine prima Ausrede für das Böse in der Welt. Der Teufel war’s, was in Wirklichkeit wir Menschen selbst verbockt haben. Die Fähigkeit zum Bösen liegt in mir selbst, gehört zum Menschsein dazu – so viel Ehrlichkeit muss sein. Und wer sich eingestehen kann, Böses zu tun und Schuld auf sich zu laden, der hat den ersten Schritt getan, das Böse in sich selbst zu überwinden. Und weiß, dass er der Gnade und Vergebung Gottes bedarf. Also guten Gewissens: Tschüss, Teufel!
Mit freundlichen Grüßen
Michael Tillmann
Seit fast dreißig Jahren Redakteur, Lektor und Marktmanager für den Bereich Kirche im Bergmoser und Höller Verlag AG.
