In diesen Tagen (positive) Aufmerksamkeit für den Glauben zu schaffen ist nicht leicht. „Events“ scheinen der Ausweg aus dieser Misere zu sein, doch wagt man sich dabei auf unsicheres Terrain. Großveranstaltungen haben ihren Platz im Glaubensleben, sind jedoch kein Allheilmittel für alle Probleme.
Erfolg durch Teilnehmerzahl
Das Wort „Event“ hat heutzutage einen nahezu magischen Klang. Es verspricht Freude, Emotionen, Außergewöhnliches. Die Verführung, die von diesem Wort ausgeht, macht auch vor den Kirchen nicht Halt – kombiniert mit der Faszination einer möglichst großen Anzahl von Teilnehmenden. Der „Erfolg“ eines Katholiken- oder Kirchentags, des Weltjugendtages, aber auch eines Jugendgottesdienstes oder Pfarrfestes wird scheinbar nur noch an der Zahl der Teilnehmer gemessen. Wenn dazu noch bunte, schöne oder außergewöhnliche Bilder (wie durch einen Klettergarten in einer Kirche) „produziert“ werden, ist alles bestens.
Buntes Glaubensfest?
Für solche Gedankengänge gibt es durchaus gute Gründe: Ein Event mit 40.000 Teilnehmern hat eine größere Außenwirkung als eines mit 5.000 und erhöht die Aufmerksamkeit für Kirche und Glaube in der Gesellschaft. Ein buntes Glaubensfest weckt stärkere Emotionen und kann die Teilnehmer länger und positiver prägen als eine eher unspektakuläre Veranstaltung. Und die mit einem „Event“ verbundenen zeitlichen und finanziellen Aufwendungen sind natürlich eher gerechtfertigt, wenn viele Menschen angesprochen werden. Und es werden Menschen erreicht – so meint man – die ansonsten nicht kommen würden.
Wo zwei oder drei …
Doch darf man auch die Schattenseiten dieses Denkens nicht ignorieren: Die Faszination der großen Zahl führt oft zu einer Geringschätzung der kleinen Zahl. Gerade in Zeiten knapper Ressourcen sind immer öfters Sätze zu hören, die mit „Lohnt sich das denn überhaupt noch …“ beginnen. Gemeint sind der wenig besuchte Gottesdienst, der Bibelabend im kleinen Kreis … die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Doch das ist nicht Jesu Maßstab. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind …“, heißt es im Matthäusevangelium (18,20). Über die Gottesbegegnung des Einzelnen sagt die Zahl der Teilnehmenden nichts aus.
Daneben existiert noch eine zweite, vielleicht größere Gefahr: Das kirchliche Angebot an ihrem Erfolg und nicht an der Botschaft auszurichten. Das muss nicht notwendig ein Widerspruch sein, doch leider wird immer wieder das Sperrige, das Schwierige oder auch das Unangenehme der christlichen Botschaft ausgeblendet, um erhoffte Teilnehmer nicht abzuschrecken. Manchmal ein Balanceakt – inklusive der Gefahr „abzustürzen“.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Redationsteam
vom Gemeindeportal