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Gott im Alltag – Das Nadelöhr und die Verantwortung

© Michael Tillmann

Die Hilfsorganisation „Oxfam“ stellte ihren neuesten Bericht vor. Seine Überschrift lautet: „Reiche leben zigfach klimaschädlicher als Arme.“

Oxfam

Es gibt eine internationale Organisation mit Namen „Oxfam“; ein Verband verschiedener Hilfsorganisationen. Oxfam arbeitet dafür, dass sich Menschen in ärmeren Ländern Existenzgrundlagen schaffen können, Zugang zu Bildung haben, gesundheitliche Versorgung und Trinkwasser bekommen sowie Unterstützung bei Katastrophen. Manchmal, wie Anfang dieses Jahres, stellt Oxfam neue Erkenntnisse vor.

Im letzten Bericht heißt es schnörkellos: „Reiche leben zigfach klimaschädlicher als Arme.“ Wohlgemerkt: es geht nicht um Reichenschelte. Es geht um Fakten: viele Flugreisen, große Häuser oder Villen, Privatjets, reichlich Konsum. All das bedeutet für unser Land:

1 % der reichen und sehr reichen Deutschen sind für fünfzehn Mal so viel CO2-Emissionen verantwortlich wie ein ärmerer Mensch. Oder, eine andere Zahl: 10 % der reichen und sehr reichen Menschen der Welt verursachen die Hälfte aller Treibhausemissionen der Weltbevölkerung.

Damit werde, so Oxfam, „von wenigen Menschen die Lebensgrundlage vieler Menschen bedroht.“ Es gebe eigentlich nur eins, sagt der Bericht, was da etwas ändern könne: eine höhere Besteuerung der Reichen und der klimafeindlichen Konzerne.

Wachsende Verantwortung

Man könnte den Bericht der Hilfsorganisation auch noch anders zusammenfassen und sagen: Mit Reichtum wächst die Verantwortung – oder sie sollte wachsen. Mit dieser Überschrift wäre der Bericht dann nahe an dem, was Jesus denkt und oft missverstanden wird. Jesus sagt (Markus 10,25): Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher ins Reich Gottes kommt.

Was da missverstanden wird: Jesus meint hier nicht zuerst Reichtum – er meint die Verantwortung. Jeder Mensch, ob reich oder arm, hat eine Verantwortung für das Ganze – nach den jeweils eigenen Möglichkeiten.

Teilen macht zwei Menschen reich

Da fällt dann mancher Lebensstil schon ins Auge. Und wirkt verantwortungslos. Zugleich aber wissen und lesen wir, dass viele Menschen mit viel Geld auch sehr viel tun für Ärmere; sich also ihrer Verantwortung sehr bewusst sind.

Ob reichere Menschen das so sehen oder nicht: Es ist nicht allein ihr Verdienst, dass sie begütert sind. Besitz ist immer auch Gnade, jedenfalls zu einem Teil oder großen Teil. Und Gnade, also das Geschenkte im Leben, erwartet selbstverständlich eine Verantwortung. Mit Verantwortung – also mit Verzicht und mit Teilen – vergrößert sich sozusagen das Nadelöhr, um im Bild Jesu zu sprechen.

Jedes Teilen macht zwei Menschen reich: Geber und Empfänger. So leuchtet das Reich Gottes unter uns auf.

Mit freundlichen Grüßen

Pfarrer Michael Becker

Pfarrer im Rundfunk und Herausgeber der WERKSTATT für Liturgie und Predigt im Bergmoser & Höller Verlag.
Autor Pfarrer Becker
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