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Gott im Alltag – Gott kleidet sich in Liebe

© Peter Friebe

Der ARD-Weltspiegel zeigte kurz vor Weihnachten die Arbeit zweier Polizisten nach einem Bombenangriff in der Ostukraine.

Ohne euch wäre ich tot

Sie hätten den ganzen Tag noch nichts gegessen, sagen die beiden Polizisten und lachen. Sie stehen in einer zerstörten Stadt in der Ukraine. Wir dürfen nicht wissen, wo das ist. Der Feind hört immer mit, sagen sie und schmunzeln. Der Tag war anstrengend. Sie haben Menschen mit ein paar Habseligkeiten aus zerstörten Häusern geholt. Einige sind verletzt. Die Menschen können dort nicht mehr wohnen. Die Polizisten helfen ihnen in ein Auto, das sie an einen anderen Ort bringt. Manche steigen auch in ihr eigenes Auto und wollen zu Verwandten in eine andere Stadt. Hier können wir nicht mehr leben, sagen sie und zeigen auf ein Hochhaus, das zerstört ist.

Jetzt helfen die Polizisten einer alten Frau. Alleine kommt sie nicht durch die Trümmer vor dem Haus. Beide Männer stützen die Frau. Dann helfen sie ihr auf den Sitz des Polizeiautos. Vorher aber hat die alte Frau noch einen großen Wunsch, sagt der Reporter. Die Frau macht sich so groß wie möglich und umarmt die Polizisten – erst den einen, dann den anderen. Dabei sagt sie, erzählt der Reporter: Ohne euch wäre ich jetzt tot. Die Polizisten freuen sich. Und sagen: Wir lieben unsere Menschen. Der Wagen fährt jetzt ab. Die Polizisten sagen: Wir essen jetzt gleichzeitig zu Mittag und zu Abend.

Wir lieben unsere Menschen

Wie unvorstellbar ist das alles für uns im behüteten Land. So viel Flucht, so viele Trümmer. Die Menschen in der Ostukraine, wo jeder kleine Ort umkämpft ist wie eine Festung, sind oft am Ende ihrer Kräfte. Und dann kommen zwei kräftige Polizisten und sorgen für etwas Zuversicht. Dabei haben sie selber Hunger. Aber bevor sie essen, sagen sie noch: Wir lieben unsere Menschen. Dafür werden sie von einer alten Frau umarmt.

Zu Recht umarmt

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe, schreibt der Apostel Paulus an die kleine christliche Gemeinde in der großen Stadt Korinth (1. Korinther 16,14). Und das Fernsehen zeigt zwei Polizisten, die darüber nicht lange nachdenken, sondern das Nötige tun. Sie helfen ein paar Menschen dabei, dass sie ihr Leben weiterleben können – allerdings an einem anderen Ort.

Krieg ist ein Katastrophe für die Überfallenen wie für die, die mit der Gewalt begonnen haben. Russland ist nicht mehr das Land von vor dem Krieg. Wir erfahren kaum etwas davon, aber auch diese Gesellschaft bleibt nicht, wie sie war. Krieg macht unmenschlich, vor allem die brutalen Angreifer. Auch diese Wahrheit wird noch ans Licht kommen. Zugleich aber scheint jetzt auch ein kleines Licht der Menschlichkeit. Die Polizisten machen ihre Arbeit; sie machen sie in Liebe. Dafür werden sie umarmt. Zu Recht.

In der Umarmung der alten Frau zeigt sich uns Gott. Er kleidet sich immer in Liebe.

Mit freundlichen Grüßen

Pfarrer Michael Becker

Pfarrer im Rundfunk und Herausgeber der WERKSTATT für Liturgie und Predigt im Bergmoser & Höller Verlag.
Autor Pfarrer Becker
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