Gemeindeportal

Gott im Alltag – Hilfe für aus der Welt Gefallene

© Michael Tillmann

Ein Top-Mamanager verlässt seinen Beruf und kümmert sich mit einem Verein um Wohnungen für Obdachlose.

Housing first

Ich habe in meinem Leben viel bekommen, sagt Michael Busch, ehemals Chef von Thalia in Europa. Und heute, sagt Busch, will ich etwas zurückgeben. Er hat seinen Chefposten aufgegeben – und arbeitet mit bei der Einrichtung „Housing first“, zu Deutsch etwa: Zuerst ein Zuhause. Der Verein besorgt Wohnungen – für Obdachlose. Interessant ist, dass sie nicht einfach Wohnungen anmieten. Sie bieten reicheren Menschen Wohnungen zum Kauf an – vorausgesetzt, diese vermieten sie dann zu bezahlbaren Preisen an Obdachlose.  

Auf einer Kunstaktion lernte Michael Busch die Einrichtung kennen und war begeistert von der Idee. Reichere Menschen kaufen Wohnungen und vermieten sie an Menschen ohne Wohnung. Es gibt keine Auflagen für die Bewohner. Achtzig Wohnungen haben sie auf diese Weise schon gefunden, gekauft, wieder verkauft und so an Obdachlose vermittelt. Soweit man heute weiß, gibt es keine Schwierigkeiten; weder bei den Besitzern noch bei den neuen Mietern.

Sollten die Mieter einmal nicht zahlen können, hat sich die jeweilige Kommune verpflichtet, die Miete zeitweise zu übernehmen. Michael Busch hofft, dass seine Stadt in fünf bis sieben Jahren frei ist von Obdachlosen.

Aus dem Leben gefallen

Es ist schlimm, keine Wohnung zu haben. Wir kennen das von den Menschen, die wir in Einkaufsstraßen liegen sehen oder auf Parkbänken. Sie wirken, als seien sie aus der Welt gefallen. Und bei bestimmten Wetterlagen stellt sich ihnen jeden Tag die Frage: Wohin heute Abend zum Schlafen?

Dazu kommen gehässige Worte der Vorübergehenden. Geht doch arbeiten, ist da zu hören. Als sei das so einfach. Aus dem Leben Gefallene brauchen zuerst Sicherheit, zum Beispiel eine Wohnung, um wieder einen festen Halt im Leben zu finden.

Wo wohnte Jesus eigentlich?

Hatte Jesus eigentlich ein Zuhause, fragt man sich manchmal? Wo haben er und seine Jünger, Frauen und Männer, wohl immer übernachtet und gegessen? Das wird aus den biblischen Geschichten nicht so ganz klar. Jesus selber hat von sich einmal gesagt (Lukas 9,58): Der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege. Und doch hat er ja geschlafen, vermutlich bei Bekannten, vielleicht manchmal auch im Freien.

Aber Jesu freies Leben ist kein Vorbild für uns. Und rechtfertigt schon gar nicht die Obdachlosigkeit. Nach allem, was zu lesen und zu hören ist, müssen derzeit mehr Menschen „auf der Straße“ leben als noch vor ein paar Jahren. Das bleibt schlimm.

Umso dankbarer können wir sein, wenn sich begüterte Menschen für aus der Welt Gefallene einsetzen. Und ihnen zurückhelfen in ein oder zwei Zimmer, die ihnen hoffentlich etwas Sicherheit und Geborgenheit schenken.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Redaktionsteam
vom Gemeindeportal

Pfarrer Michael Becker

Pfarrer im Rundfunk und Herausgeber der WERKSTATT für Liturgie und Predigt im Bergmoser & Höller Verlag.
Autor Pfarrer Becker
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