Gemeindeportal

Gott im Alltag – Hoffen auf den Himmel

Gott im Alltag - Justitia mit der Waage als Hüterin des Rechts und der Gerechtigkeit vor einem bedrohlichen Himmel
© picture alliance / Global Travel Images | Jürgen Held

Eine Geschichte aus der Ukraine – ARD-Weltspiegel (Achtung: Möglicherweise schmerzhaft)

Eine furchtbar traurige Geschichte

„Ich bin einfach leer“, sagt er, „ich habe keine Gefühle.“ Das sagt ein Mann, etwa Mitte vierzig, in der Ukraine – nennen wir ihn Yegor. Der Reporter Vassili Golod hat ihn besucht und gefragt, ob er im deutschen Fernsehen Yegors Geschichte erzählen darf. Der Mann stimmt zu. Und erzählt.

Yegor wohnt mit seiner Familie in einer Kleinstadt der Ukraine, im dritten Stock eines Mehrfamilienhauses. Yegor hat eine Ehefrau und drei Mädchen. Die Kinder sind zwischen 19 und neun Jahre alt. Die Älteste studiert, die Mittlere ist in einer Ausbildung und die Jüngste geht zur Schule. Eines Tages vor etwa einem halben Jahr geschieht, was öfter geschieht: die Sirenen heulen. Yegor schickt seine Frau und die drei Kinder ins Treppenhaus; da sei es sicherer. Er bleibt noch in der Wohnung im dritten Stock. Eine russische Granate trifft das Haus in der Mitte. Seine Frau und die drei Kinder sind auf der Stelle tot. Noch auf der Straße muss Yegor getröstet werden von allen, die vorbeikommen. Sie gehen Tage später auch mit zum Friedhof. Dort ist das Grab von Yegors Familie.

Ich glaube an die Gerechtigkeit - irgendwann.

„Ich bin einfach leer“, sagt er, „ich habe keine Gefühle.“ Dabei schaut er traurig vor sich auf den Boden. Aber dann belebt sich sein Gesicht etwas. Und Yegor sagt dem Reporter: „Ich habe keinen Hass. Ich will auch keine Rache. Ich will nur eins: Gerechtigkeit. Die das befohlen und getan haben, müssen dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Ohne Gerechtigkeit ist alles nichts wert. Ich glaube an die Gerechtigkeit. Irgendwann.“

Als Yegor das sagt, stehen sie vor dem großen Grab. Die Kamera ruht auf Bildern, kleinen Kreuzen und anderem Schmuck. Grabstein und Grabumrandung sind aus weißem Stein. Die Sonne scheint. Als sei der Himmel dem Grab ganz nahe.

Schaffe ihnen Recht, Gott

In der Ukraine geschehen grauenhafte Verbrechen. Mit heftigen Lügen rechtfertigt Russland täglich neu seine Angriffe. Trotz seiner lauten Ankündigungen scheint Präsident Trump nichts zu erreichen – und wohl auch kein Interesse mehr zu haben, sich mit Präsident Putin anzulegen. Es sieht nicht danach aus, als käme es bald zu einem Frieden.

Da bleibt nur Yegors Hoffnung. Hoffen auf Gerechtigkeit. Hoffnung auf den Himmel. Das Fest Christi Himmelfahrt wirkt ein wenig, als sei es aus unserer nüchternen Zeit gefallen. Es hat aber weiter einen tiefen Sinn. Es erzählt nämlich: Da ist noch mehr als die Erde, mehr als das Grauen. Der Himmel ist Hoffnung; Hoffnung, dass Gott nicht einfach geschehen lässt, auch wenn es für uns oft so aussieht; dass Gott ein Gedächtnis hat für alles Tun von uns Menschen; dass Genugtuung und Gerechtigkeit zu erwarten sind.

Denken wir an und beten wir für Yegor und alle, die auf Gerechtigkeit hoffen. Ihre Hoffnung auf den Himmel, auf Gerechtigkeit, möge sie lebendig halten. Sie sollen nicht enttäuscht werden. Der Himmel komme ihnen bald entgegen – mit der Gerechtigkeit, die sie verdienen. Schaffe ihnen Recht, Gott.

Mit freundlichen Grüßen

Pfarrer Michael Becker

Pfarrer im Rundfunk und Herausgeber der WERKSTATT für Liturgie und Predigt im Bergmoser & Höller Verlag.
Autor Pfarrer Becker

Gemeinschaft segnen und Mut machen

BOTSCHAFT Trauung

Gemeinsam durchs Leben gehen. Füreinander da sein. Dabei Gott in der Liebe suchen, entdecken – und erleben, dass er der schützende und segnende Dritte im Bund ist. Das Liebenden zu vermitteln, dabei hilft Ihnen mit Impulsen und Predigtansprachen für Trauungen die BOTSCHAFT Trauung.

Weitere interessante Beiträge
Abonnements des Bergmoser + Höller Verlags

BOTSCHAFT Klassiker

Themen-Abo

WERKSTATT Klassiker

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner