Gemeindeportal

Gott im Alltag – Sanftmut macht hellsichtig

© Michael Tillmann

„Deutsche Autofahrer haben sich immer seltener im Griff“ (ntv.de). Die Nerven liegen schneller blank. Kann uns die Fastenzeit helfen, zurückhaltender zu werden?

Kampf auf der Straße

Fahren Sie Auto? Dann wird Sie diese Schlagzeile interessieren: „Deutsche Autofahrer haben sich immer seltener im Griff“. Das heißt: Auf unseren Landstraßen und im Stadtverkehr wird immer mehr gedrängelt, gehupt, Wege abgeschnitten. Immer mehr Fahrerinnen und Fahrer rasten auch mal aus, bis hin zu körperlichen Übergriffen, zumindest aber bis zu Schimpfwörtern aller Art. Das haben die „Unfallforscher der Versicherer“ (UDV) ermittelt. Jeder fünfte Autofahrer verschafft sich freie Fahrt durch Lichthupe oder dichtes Auffahren; Radfahrerinnen und Radfahrer werden bedrängt – oder bedrängen selber; vieles erinnere an einen „Kampf auf der Straße“, so der Bericht.

Interessant an diesem Ergebnis ist noch eine andere Zahl. Viele Autofahrer bestätigen dieses Ergebnis. Und sagen dann sinngemäß: Die anderen verhalten sich so, wir selber eher nicht. Und wünschen sich dann zu 68 % ein Null-Promille-Gesetz und zu 53 % ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern auf Autobahnen.

Ausrasten an der Tagesordnung

Obwohl dieses Thema nicht schön ist, verstehe ich die Lage – was sie natürlich nicht besser macht. Viele Menschen fühlen sich durch die Weltlage in ihrem persönlichen Leben bedrängt, eingezwängt, unfrei. Und meinen, vielleicht auf der Straße noch ein klein wenig Freiheit verspüren zu können. Wehe, es kommt ihnen dann jemand in die Quere. Auch Polizisten und Notfallsanitäterinnen bekommen ja zu spüren, wenn sie angeblich „im Weg“ sind, wie manche meinen. Ausrasten und die Nerven verlieren ist an der Tagesordnung.

Probieren Sie es mit Sanftmut

Ob die Fastenzeit uns etwas helfen kann? Wir können ja das eigene Verhalten oft nicht so genau erkennen – weswegen gefühlt meist andere mehr schuld sind als wir. Aber, nur einmal angenommen, wir gehören auch dazu, manchmal – könnten wir uns da vielleicht vornehmen, anders zu sein? Mit etwas größerer Geduld zu fahren? Nicht zu drängeln? Vielleicht sogar die Beschränkungen einzuhalten und mehr auf andere zu achten?

„Fasten“ bedeutet ja auch, sich aufrichtig anzusehen und womöglich das eine oder andere aufzugeben oder neu zu lernen. Vielleicht, wenn wir es uns fest vornehmen, geht ja viel mehr in unserem Leben mit einer gewissen Sanftmut, wie Jesus es sich wünschte.

Sanftmut ist einfach größere Zurückhaltung; ist ein Verzicht auf den Anspruch, ganz vorne sein zu müssen und erster oder erste sein zu müssen. Sanftmut tut uns selber auch gut. Und hilft, nicht nur uns und unsere Not zu sehen, sondern auch die Nöte anderer. Das Schöne an einem sanfteren Auftreten im Leben ist: es macht uns hellsichtig. Und freundlicher.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Becker

Pfarrer Michael Becker

Pfarrer im Rundfunk und Herausgeber der WERKSTATT für Liturgie und Predigt im Bergmoser & Höller Verlag.
Autor Pfarrer Becker
Weitere interessante Beiträge
Abonnements des Bergmoser + Höller Verlags

BOTSCHAFT Klassiker

Themen-Abo

WERKSTATT Klassiker

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner