Zu einer großen Geste des Dankes kam es in der vorigen Woche bei den Olympischen Spielen in Paris.
Große Geste
Zu einer großen Geste des Dankes kam es in der vorigen Woche bei den Olympischen Spielen in Paris. Da gibt es seit den Spielen von 2020 den Wettbewerb des „Speedkletterns / Schnellkletterns“ an einer 15 Meter hohen Wand. Es treten immer zwei Sportlerinnen oder Sportler gegeneinander an. In diesem Fall ist es ein knapp vierzigjähriger Iraner, der schon lange als eine Art König in dieser Disziplin gilt. Sein Gegner ist vorige Woche ein erst 19-Jähriger aus Neuseeland. Nach gut 5 Sekunden Klettern hat der Neuseeländer knapp gewonnen. Der Iraner wirkt enttäuscht über seine Niederlage, als die beiden wieder festen Boden unter den Füßen haben.
Dann aber geschieht noch etwas, eine große Geste. Der junge Neuseeländer geht vor dem Iraner auf die Knie, breitet seine Hände aus und dankt ihm. Es wirkt, als wolle er sagen: Dir verdanke ich, dass ich hier bin; Dir verdanke ich, dass ich diesen Sport für mich gefunden habe. Der junge Mann verbeugt sich vor dem König, könnte man auch sagen. Im Moment des Sieges vergisst er nicht, wem er seinen Erfolg verdankt. Der Iraner wirkt sehr berührt.
Auf den Knien
Schon die Geste ist schön; ihr Inhalt ist es aber noch mehr. Jemand weiß, wem er seinen Sieg verdankt. Als junger Mann hat er gegen den König eigentlich nichts zu verlieren – aber auch etwas bessere Chancen auf den Sieg. Er genießt seinen Triumph.
Dann aber erinnert er sich noch, dass sein Erfolg nicht allein seine eigene Sache ist. Er weiß, wer ihm den Weg bereitet hat. Das will er zum Ausdruck bringen im Augenblick seines Triumphes. Und geht vor dem König in die Knie.
Nicht nur auf sich selbst stolz sein
An eine solche Geste erinnert uns der Psalm 103 (Vers 2): „Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Der junge Neuseeländer zeigt, wie das gehen könnte. Es ist zu wenig, sich immer nur selber auf die Schulter zu klopfen, als wolle man zu sich sagen: Das hast du gut gemacht. Es kann sein, dass man es gut gemacht hat. Dennoch gibt es aber immer Menschen, die uns den Weg bereitet haben. Und es gibt Gott, der uns etwas hat gelingen lassen.
Es ist meine Mühe gewesen; es sind Menschen gewesen, die mir Hilfestellung gegeben haben – und dennoch ist das noch keine Garantie für Erfolg. Auch der Himmel hat immer ein wenig seine Hand im Spiel. Es gehört zur Lebenskunst, dies nicht zu vergessen. Es genügt nicht, nur auf sich selber stolz zu sein. Noch wichtiger ist, den Dank nicht zu vergessen. Den Dank an den, der mir das Leben gab, meine Gesundheit erhält und mein Tun und Lassen segnet: Vergesst nie, was er uns Gutes getan hat.
Mit freundlichen Grüßen
Pfarrer Michael Becker

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