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Das Vaterunser – Teil 7

© Jan-Mathieu Heidemann

Es ist DAS Gebet des Christentums, von Jesus selbst überliefert. Das Vaterunser. In jedem Vers steckt tieferer Sinn. Die Doxologie ist nicht Teil des von Jesus gelehrten Vaterunsers, wie es im Evangelium steht. Doch schon früh in der Geschichte des Gebets wurde diese Formel ergänzt, mit der die vorherigen Bitten Gott dem Vater anvertraut werden.

Vaterunser Kalligrafie von Silke Schmithausen

Denn dein ist das Reich

Mit der sogenannten Doxologie endet das Vaterunser. „Doxologie“ ist ein liturgisches Fachwort, es setzt sich aus den griechischen Wörtern „doxa“ = Herrlichkeit und „logos“ = Rede, Wort zusammen. Das Vaterunser endet also mit dem Rühmen der Herrlichkeit Gottes, verbunden mit der Ewigkeitsformel und dem zustimmenden, bekräftigenden „Amen“.

Der Lobpreis steht nicht in dem von den Evangelien überlieferten Vaterunser, das Jesus seinen Jüngern zu beten gelehrt hat. Jedoch findet er sich in einigen Abschriften des Matthäus-Evangeliums, von denen Luther ihn dann übernommen hat. Und die „Zwölf-Apostel-Lehre“ aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert kennt die Doxologie ebenfalls als Schluss des Vaterunsers.

Und die Kraft, und die Herrlichkeit

Soweit die Theologiegeschichte. Doch was sagt die Doxologie aus? Zunächst einmal nimmt sie den wieder in den Blick, der am Beginn des Gebetes stand, den Vater. Bei ihm weiß ich die sieben Bitten des Vaterunsers in guten Händen. Denn die Doxologie ist ja nicht als Bitte formuliert. Es heißt nicht: Denn dein sei das Reich …“, sondern: „Denn dein ist das Reich …“. Er, den wir unseren Vater nennen und den wir um alles bitten dürfen, er gewährleistet, dass unsere Bitten nicht ins Leere gehen, sondern Erhörung finden. „Gottlob – so denken wir wohl bei diesen Schlusssätzen des Vaterunsers –, dass wir diesen Grund haben, auf dem wir als Beter stehen dürfen: den Grund, dass Gott das Reich gehört und die Kraft und die Herrlichkeit.“ (Helmut Thielicke)

In Ewigkeit. Amen.

Das zu glauben, darauf sein Leben – auch in den dunklen Stunden – zu gründen, geht nicht von heute auf morgen, sondern ist ein lebenslanger Prozess. Das Vaterunser spreche ich nicht einmal für immer, sondern mit dem Vaterunser stelle ich mich jeden Tag an die Seite Jesu, der dieses Gebet mit uns betet. Amen – so geschehe es. Denn „Amen“ zu sagen, heißt, vertrauen zu können, dass alles bei Gott geborgen ist.

 

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Mit diesem Beitrag ist unsere Reihe zum Vaterunser beendet. Zur besseren Übersicht finden Sie die komplette Reihe unter diesem Artikel verlinkt.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Redationsteam
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