Im Zentrum des Gemeindelebens steht immer noch der gemeinsame Sonntagsgottesdienst. Betrachten wir die einzelnen Momente genauer, entdecken wir vielleicht etwas Neues im altvertrauten Ritual. Im Abendmahl kommt Christus mitten zu uns, in unser Leben. Vom letzten Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern bis zu uns im Hier und Jetzt zieht sich eine ungebrochene Linie des Erinnerns.
Häufig variiert
Bereits bei Beginn des Gottesdienstes stehen Hostien und Kelch auf dem Altar. Oft sind sie von einem Tuch bedeckt, das erst vor der Abendmahlsfeier entfernt wird. Damit ist klar: Es wird besonders festlich, es ist ein Abendmahlsgottesdienst. Kein Bericht wird im Neuen Testament so häufig variiert wie die Erzählung vom letzten Passahmahl, das Jesus am Vorabend seines Todes feierte – alle vier Evangelien berichten darüber. Auch Paulus zitiert im 1. Korintherbrief die Einsetzungsworte. Weil Jesus selbst seinen Leidensweg mithilfe von Brot und Wein deutete, feiern evangelische Christen das Abendmahl als Sakrament: „Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ (Matthäus 26,28).
Seit Jahrhunderten gleich
Entsprechend ist das Abendmahl der feierlichste Teil des evangelischen Gottesdienstes. Er folgt seit Jahrhunderten einem vorgegebenen Ablauf. Nach einem Lied, währenddessen häufig die Kollekte gesammelt wird, folgen ein Lobgebet und das „Dreimalheilig“, das Sanctus, das dem Lobgesang der Engel nachempfunden ist, von dem der Prophet Jesaja (Jes 6,3) berichtet.
Christi Gegenwart
Stehend hört die Gemeinde die Einsetzungsworte: „Solches tut zu meinem Gedächtnis!“ und antwortet mit dem Vaterunser. Meist wird das Abendmahl der im Kreis um den Altar versammelten Gemeinde ausgeteilt. Ganz persönlich wird zugesprochen: „Christi Leib – für dich gegeben“ und „Christi Blut – für dich vergossen“: Lange haben evangelische Christen sich nicht einigen können, wie Christus beim Abendmahl gegenwärtig ist. Diese beiden Zusagen aber sagen bereits alles: Der Jesus, der seinen Tod vorausahnte, stellt sich mitten hinein in unser Leben, ganz persönlich mit seiner Kraft – „für mich“. Dies kann man nur glauben und sich stärken lassen von Christus, der „in, mit und unter“ Brot und Wein sich selbst verschenkt. Dankgebet oder Danklied beenden die Abendmahlsfeier, die in das Fürbittgebet mündet. Das Tuch liegt nun wieder über den Hostien und dem Kelch. Christi Gegenwart begleitet mich in die Woche.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Redationsteam
vom Gemeindeportal