Im Zentrum des Gemeindelebens steht immer noch der gemeinsame Sonntagsgottesdienst. Betrachten wir die einzelnen Momente genauer, entdecken wir vielleicht etwas Neues im altvertrauten Ritual. Die Predigt ist mehr als nur eine Rede über einen Bibeltext. Eine gute Predigt kann mit nur einem treffenden Satz Nachhall finden im Herzen der Zuhörer.
Oft reicht ein Gedanke
Gnade sei mit euch und Friede …“ – mit dem Kanzelgruß beginnt sie und nimmt mich auf ein paar Gedanken mit, die Predigt. Mal ehrlich: Selten höre ich eine Predigt Wort für Wort aufmerksam vom Anfang bis zum Ende. Oft reicht ein Gedanke oder ein Bibelvers, um für einen Moment einzuleuchten und ein Echo auszulösen, das nachhallt – manchmal bis in die kommende Woche. Eine gute Predigt muss mir nicht die Welt erklären oder das Wesen des Christentums. Eine stimmige Idee pro Predigt, ein einziger guter Satz reicht schon völlig aus. Ich bin schnell zufrieden – aber genauso schnell auch unzufrieden: Falsches Pathos stört empfindlich und harmlose Schönrederei und zu viel Richtigkeit auch.
Ohr und Herz im Austausch
Gott hat sich entschieden, die Welt über seinen Willen durch das Evangelium zu informieren. Darin liegt ein Risiko. Man kann es missverstehen, missdeuten, ja sogar missbrauchen, dieses Wort. Kaum etwas ist flüchtiger. Dennoch, recht gebraucht, hat es eine eigene, besondere Kraft und Würde. Es kann überzeugen, wenn es eine Wahrheit bezeugt, die größer ist als das, was ich mir selbst sagen kann. Darin liegt das eigentliche Risiko der Predigt: Dieses Größere kleiner zu machen, den Himmel mit der Erde zu verwechseln. Um diese Gefahr einzudämmen, bezieht sich jede gute evangelische Predigt auf einen Bibeltext. Wem die Auslegung nicht zusagt, mag sich daran halten.
Ihn gilt es sorgfältig zu hören, diesen Text. Die Pointe des Bibeltextes öffnet eine eigene Welt. Ohr und Herz stehen in ständigem Austausch, Predigt und Bibel auch. Das Herz ist ständig auf der Suche, stets hungrig nach aufbauenden, klaren Worten. Was das Ohr einfängt, prüft das Herz, das Orientierung braucht wie ein Schiff den Fixstern. Eine gute Predigt zeigt dem fragenden Herz dieses feste, klare Himmelslicht am sternenübersäten Himmel der tausend Wörter.
Menschenkenntnis
Eine Predigt ist anders als eine Rede. Ich diskutiere sie nicht, lasse sie einfach wirken und wachsen. Das suchende, immer wieder durstige Herz erkennt darin Gottes Absicht mit mir – völlig nebensächlich dabei, ob überflüssige Worte stören. Ich erwarte Menschenkenntnis von einer Predigt, Trost und Klarheit, Einfühlung und den Anstoß, nicht alles so zu lassen, wie es ist. So gehe ich denn doch unversehens den gedanklichen Weg mit bis zum Schluss und nehme etwas mit – „… und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen“.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Redationsteam
vom Gemeindeportal
Bausteine und Impulse für das Kirchenjahr
WERKSTATT Kirchenjahr
Das Kirchenjahr mit seinen geprägten Zeiten stellt für Sie neben den Gottesdiensten zu den Sonntagen eine besondere Herausforderung dar. Ihre Gemeindemitglieder erwarten an unterschiedlichen Orten und zu verschiedenen Zeiten einen Zuspruch, eine besondere Feier und vieles mehr. Zielgerichtet und punktgenau finden Sie in dem neuen Zielgruppenabonnement „Werkstatt Kirchenjahr“ Andachten, Predigten und Gottesdienste zu den verschiedenen Anlässen des Kirchenjahres.