Gemeindeportal

Der Weg durch den Gottesdienst (evangelisch): Sanctus und Agnus Dei – Wessen Opfer?

© Peter Friebe

Im Zentrum des Gemeindelebens steht immer noch der gemeinsame Sonntagsgottesdienst. Betrachten wir die einzelnen Momente genauer, entdecken wir vielleicht etwas Neues im altvertrauten Ritual. Im Sanctus loben und bekennen wir Gott in all seiner Herrlichkeit, im Agnus Dei bitten wir Christus um sein fortwährendes Erbarmen mit unserer Schwäche. In beidem ist Gott viel menschlicher und uns näher, als es zunächst erscheinen mag.

Barmherziger Gott

Viele der Motive der Abendmahlsfeier reichen bis in frühchristliche Zeit zurück: Etwa der Opfergedanke, der in Israels Traditionen, aber auch in anderen religiösen Kulturen zu finden ist. Gegenwärtig gerät er in die Kritik, gegen die es deutlich klarzustellen gilt: Der Gott Christi ist kein grausamer Gott, der Opfer fordert, sondern ein barmherziger, der kein Opfer braucht und will – jedenfalls nicht von uns.

Lamm Gottes

Der Opfergedanke verweist auf Gottes unendliche Überlegenheit gegenüber Mensch und Welt. Auf seine erhaltende Macht bleibt alles Leben und jede Kreatur angewiesen. Zerbrechlich ist unser Leben, kurz die dem Menschen geschenkte Zeit. Deswegen gebührt Gott allein „Heiligkeit“, die das „Sanctus“ bekennt: „Heilig, heilig, heilig Gott, Herr aller Mächte und Gewalten …“; es wird in der katholischen Messe, der orthodoxen Liturgie und im lutherischen Gottesdienst gesprochen. Es bekennt den unendlichen Abstand zwischen dem fehlbaren, strauchelnden Menschen und dem heiligen Gott. Allein das „Lamm Gottes“ kann ihn überwinden, heilend und versöhnend, wie der Gesang des „Agnus Dei“ bekennt: „Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd’ der Welt, erbarm dich unser!“

Opferlamm

Es liegt eine tiefe Einsicht darin, dass die Kluft zwischen dem Anspruch des Guten und dem Versagen des Menschen nicht leichthin geschlossen werden kann. Wer den Schmerz über das Misslingen fühlt, kann ihn noch längst nicht heilen, zuweilen nicht einmal aushalten. Eine starke Macht bringt Menschen von dem ab, was Leben gelingen lässt. Aber es hilft nicht, dass wir uns dafür opfern.

Deswegen wählt die frühchristliche Tradition das Motiv des bereits aus vorchristlicher Zeit bekannten „Opferlamms“, das unschuldig stellvertretend geopfert wird, um eine Gottheit zu besänftigen. Die bleibende Wahrheit darin entfaltet sich an der „Stellvertretung“, die nun kein unschuldiges Tier mehr braucht. Gott selbst nimmt in Christus auf sich, was weder Mensch noch Tier tragen und ertragen können: Die Folgen menschlichen Handelns. Man darf und kann nur glauben, dass Befreiung darin liegt, dass Gott selbst sich dafür opfert. Nicht mit den Gerechten, sondern mit den Sündern hält er Mahlgemeinschaft.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Redationsteam
vom Gemeindeportal

Gemeinschaft segnen und Mut machen

WERKSTATT Trauung

Gemeinsam durchs Leben gehen. Füreinander da sein. Dabei Gott in der Liebe suchen, entdecken – und erleben, dass er der schützende und segnende Dritte im Bund ist. Das Liebenden zu vermitteln, dabei hilft Ihnen mit Impulsen und Predigtansprachen für Trauungen die WERKSTATT Trauung.

Weitere interessante Beiträge
Abonnements des Bergmoser + Höller Verlags

BOTSCHAFT Klassiker

Themen-Abo

WERKSTATT Klassiker

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner