Es ist DAS Gebet des Christentums, von Jesus selbst überliefert. Das Vaterunser. In jedem Vers steckt tieferer Sinn. Das tägliche Brot zu bekommen erscheint uns normal, kaum noch etwas für das man Dankbar sein müsste. Die eigentliche Bitte geht sowieso tiefer.

Unser tägliches Brot gib uns heute
Mit der Bitte um das tägliche Brot beginnt der zweite Teil des Vaterunsers, in dem die existenziellen Grundbedürfnisse des Menschen zur Sprache kommen. Auch wenn uns dieser zweite Teil näher liegt, ist es doch wichtig, dass wir im Vaterunser erst Gott in den Blick nehmen, damit wir uns als Menschen nicht verlieren.
Die Bitte um das tägliche Brot steht in der Mitte des Vaterunsers. „Diese Bitte ist wie die Angel einer Tür. Die Angel ist nicht die Tür. Aber ohne Angel schwingt die Tür nicht.“ (Mario Galli). Die zentrale Stelle dieser Vaterunser-Bitte verdeutlicht, wie konkret und alltagsnah für Jesus das Reich Gottes ist.
Gilt das aber auch noch für uns? Das tägliche Sattwerden ist für die meisten in unserer Gesellschaft nichts Besonderes. Weil es so ist, erinnert uns die Bitte daran, dass das tägliche Brot keine Selbstverständlichkeit ist, sondern immer ein Grund, Gott zu danken. Zugleich meint das Brot nicht nur das Lebensnotwendige für den Körper, sondern auch das, was wir für unser Herz und unsere Seele brauchen: Liebe, Geborgenheit, Anerkennung, Heimat und vieles mehr. Wenn wir unseren Vater im Himmel ernst nehmen, dann dürfen wir voller Vertrauen um alles bitten, was wir brauchen – auch um das Alltäglichste. Und um das Wichtigste. Die Bitte um das Brot ist auch Ausdruck unserer Sehnsucht nach einer gelungenen Beziehung zu Gott, der in Jesus von sich sagt: „Ich bin das Brot des Lebens“.
„Unser tägliches Brot gib uns heute“ – Satte beten diesen Satz anders als Hungernde. Deshalb ist das Wort „unser“ so wichtig. Ich bete nicht ausschließlich für mein eigenes Wohl, sondern habe immer auch den Nächsten mit im Blick – gerade auch denjenigen, dem das Notwendige zum Leben fehlt. „Denn was ,unser’ ist, verpflichtet zum Teilen, und was mehr als für uns nötig ist, soll zum Geschenk für andere werden.“ (Josef Tasch OFM). Oder wie es Gandhi gesagt hat: „Wenn dich ein Hungriger fragt: Wo ist denn Gott?, dann gib ihm ein Stück Brot und sag: Hier ist Gott.“ Wenn wir das beherzigen, wird das Brot, das wir essen und das wir teilen, zum Zeichen des anbrechenden Reiches Gottes, erfahren wir in ihm die Gegenwart Gottes, der für uns sorgt und dem wir vertrauen dürfen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Redationsteam
vom Gemeindeportal
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