Die Psalmen: Hymnen aus längst vergangener Zeit, oder Schatz für die Ewigkeit? Psalm 18 zeigt viel Ermutigendes, aber auch eine gewisse Hochmütigkeit, die aus „erfolgreichem“ Glauben heraus entstehen kann. Ja, wir dürfen uns auf Gott verlassen, doch Gott ist nicht unser Eigentum, der dazu verpflichtet ist, alle unsere Wünsche zu erfüllen.
Freude und Stärkung
„Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter; mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Berg meines Heiles und mein Schutz!“; „Er führt mich hinaus ins Weite“; „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“, „Du gibst meinen Schritten weiten Raum“ – der Psalm 18 ist reich an wunderschönen Bildern, die in eine gute Zukunft weisen jenseits aller Begrenzungen; reich an Glaubensgewissheit, die meinen eigenen Glauben stärken kann, an denen ich mich in Zweifeln aufrichten kann. Diesen Psalm zu beten ist Freude und Stärkung zugleich.
Große Fragezeichen
Doch es ist ein sehr langer Psalm und zwischen den oben zitierten Ausschnitten finde ich auch verstörende Bilder. Der Psalmist jubiliert ungeniert über die Vernichtung seiner Feinde und erfreut sich an ihrer Niederlage. Ja, er ist in seinem Jubel über die Errettung manchmal geradezu selbstgefällig und selbstgerecht; sieht sich auf der sicheren, der frommen Seite. Wie kann man in Zeiten religiösen Fundamentalismus, der sich – Gott sei’s geklagt – auch immer wieder gewalttätig äußert, so beten? An dem schönen Gebäude des Psalms tauchen große Fragezeichen auf.
Geführt von Gott
Ich glaube, der Psalm sprengt die Grenzen meines Vorstellungsvermögens; manches bleibt rätselhaft. Denn die Weite, in die mich Gott führt, ist weiter als meine Vorstellungen und auch Wünsche; die Weite, in die Gott mich führt, ist letztlich er selber. Für Selbstgefälligkeit und Selbstgerechtigkeit ist in dieser Weite kein Platz, doch für Demut und Bescheidenheit. Denn der Psalm hat auch einen eschatologischen Aspekt: Wenn Gott mich in die Weite führt, die er selber ist, dann führt er mich auch vor sein Gericht. Die Weite ist nicht nur die Erfüllung unserer Sehnsucht nach Leben und Frieden bei Gott, sondern auch das Gericht über uns. Doch ein Gericht – so vertraue ich – dass nicht kurzen Prozess mit den „Feinden“ macht, sondern von Gerechtigkeit und Liebe, von Barmherzigkeit und Gnade geprägt ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Redaktionsteam
vom Gemeindeportal
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