Leo, ein junger Unternehmer, fand im Geld keine Erfüllung: Eine Nikolausgeschichte
Warum bin ich hier?
Er ist jung, er ist klug und verdient viel Geld. Leo aus Österreich hat es genau so gewollt. Nach der Schule wollte er Unternehmer werden; er hat es geschafft. Nicht irgendwo, sondern in den USA, im berühmten Silicon Valley, wo die Computerindustrie zu Hause ist. Dort baut er mit einem Freund eine Firma auf. Der Freund programmiert, Leo vermarktet. Das geht etwa sechs Jahre lang gut, dann streiten sich die beiden über den Fortgang der Firma. Sie können sich nicht einigen. Leo verkauft seine Firmenanteile und ist mehrfacher Millionär, 26 Jahre alt, und hat ausgesorgt fürs Leben.
Aber dann kommt eine Frage. Sie kriecht sozusagen in ihm hoch und heißt: Wenn ich nicht mehr arbeiten muss … warum bin ich eigentlich noch hier? Auf der Welt? Die Frage setzt seinem Leben zu. Solange, bis er nur noch eine Rettung weiß: er geht ins Kloster.
Sich selber annehmen
Nicht für drei Monate, wie geplant, sondern für zwei Jahre. Er sagt: Ich hatte immer gedacht: Wenn ich reich bin, bin ich auch glücklich. Aber das Geld hat mir keine Erfüllung gebracht. Im Kloster ist alles streng und einfach: zu viert im Zimmer, Stockbetten, Arbeit im Garten und in der Küche, feste Gebetszeiten. Er kommt auf den Boden, sagt Leo. Und sieht das Geld der Welt mit anderen Augen.
Heute verdient er wieder viel Geld als Coach für Unternehmerinnen und Unternehmer. Er weiß, dass Geld Glück bringen kann – Glück aber noch keine Erfüllung des Lebens ist. Entscheidend sei, sagt Leo heute, mit 30 Jahren, dass man sich selber annimmt mit allen Widersprüchen, dass man das Schwarz-Weiß-Denken ablegt und „Commitment“ hat, also Einsatz und Pflichten – für andere.
Nicht nur für sich
Niemand lebt nur für sich; und wenn, ist das keine Erfüllung. Das gibt Leo heute weiter an Menschen, die vor Fragen stehen wie er früher: Warum ist mein Glück keine Erfüllung? Warum ist Glück nicht der Sinn des Lebens? Glück ist dann keine Erfüllung, wenn du es für dich behältst, sagt er; es soll deine Blicke auf andere lenken, um ihnen beizustehen und sie auf die Beine zu bringen.
Das erinnert an Menschen wie Bischof Nikolaus, der die Not von Mitmenschen sah und erkannte: Ich sollte die Schätze der Kirche nicht festhalten, sondern aufteilen – was er dann auch tat mit Geld und Getreide. Glück, das behalten wird, erfüllt noch nicht einmal die Glücklichen. Aber Glück oder Gnade, die geteilt werden, erfüllen viele Menschen.
Seit Leo, der junge Mann mit dem Geld, das weiß und erfahren hat, erkennt er Sinn in seinem Leben. Und hofft auf viele Menschen, die seine Erfahrung teilen und sinnvoll leben.
Mit freundlichen Grüßen
Pfarrer Michael Becker
