Eine Frau erzählt von ihren zwei Berufen: Hebamme und Bestatterin. Und wie gerne sie mitarbeitet bei den „natürlichsten Vorgängen des Lebens“
Hebamme und Bestatterin
Jahrelang war sie nur Hebamme. Eines Tages aber erlebte sie eine „Fügung“, wie sie selber sagt. Und Ellen Matzdorf, eine Hebamme in Oldenburg, ist bei einer Familie, die hilflos ist dem Tod gegenüber. Ihre „Fügung“ ist da: Ellen will auch Bestatterin werden. Seit einigen Jahren ist sie beides: Hebamme und Bestatterin. Und sie ist zufrieden mit dieser Verbindung.
Sie selber ist mit ihrem Bruder in einem Kinderheim aufgewachsen. Hebamme war ihr Berufswunsch. Als dann der Wunsch nach Bestatterin dazukam, wusste sie: Ich bin bei den beiden natürlichsten Vorgängen im Leben dabei und kann helfen. Das befriedigt sie, auch wenn es sehr anstrengende Tage gibt, wo eins zum anderen kommt. Dafür erlebe sie aber auch „magische Momente“, sowohl bei Geburten als auch in Augenblicken des Sterbens von Menschen. Momente großen Friedens, nennt sie das, wie ein erlöstes Ausatmen.
Danach kommt noch etwas
Wenn die Ende Fünfzigjährige heute gefragt wird, was denn das Wichtigste im Leben sei, antwortet sie ohne Zögern: Gute Beziehungen, die Nähe zu Menschen. Das habe sie selber erlebt, als ihr Bruder vor zwei Jahren nach langer Krankheit starb. Die Kraft der Nähe; Kraft, die aus dem Zusammenstehen kommt.
Niemand sollte uns die Trauer nehmen. Sie ist nötig; wir sollten sie nicht verscheuchen wollen oder verdrängen. Aber Trauer ist nie alles in Zeiten des Sterbens. Auch da gibt es Momente des Lächelns und der Gelassenheit.
Die Bestatterin, die auch Hebamme ist, sagt: Danach kommt noch etwas, das glaube ich. Es gebe ihr Zuversicht. Ein Ende als Nichts könne sie sich nicht vorstellen.
Leben in Gottes Nähe
Heute, sagt Jesus zu dem einen Mann neben sich am Kreuz (Lukas 23,43), heute wirst du mit mir im Paradies sein. Ganz selbstverständlich sagt Jesus das, als gebe es daran keinen Zweifel. Das tröstet mich immer, wenn ich daran denke. Der gläubige Jude Jesus, der Sohn Gottes, ist sich vollkommen gewiss. Nach dem Leben ist kein Nichts; nach dem Leben ist Leben in Gottes Nähe.
Das macht das Sterben nicht unbedingt leichter. Vor allem die Abschiede von Menschen nicht. Es gibt Schmerz, der nicht zu betäuben oder zu lindern ist. Aber vielleicht kann man manchmal darüber hinaus sehen und fühlen mit der Hoffnung auf das Paradies, das Jesus verspricht. Wir wissen kaum etwas davon. Aber eins wissen wir: Wir werden dann bei Gott sein (Offb. Joh 21,4). Gott wird bei uns sein. Und Gott wird abwischen alle Tränen von unseren Augen.
Dann werden wir Frieden haben, Ruhe für unsere Herzen.
Mit freundlichen Grüßen
Pfarrer Michael Becker
