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Reizwort „Globalisierung“

© Peter Friebe

Das Wort „Globalisierung“ kann je nachdem, wer es hört oder ließt ganz anders wahrgenommen werden. Die christlichen Kirchen mussten schon früh global denken, doch wurde dabei immer auf den richtigen Weg geachtet?

Zwischen Angst und Hoffnung

Globalisierung“ ist ein Angst- und ein Hoffnungswort! Es löst höchst unterschiedliche Reaktionen aus – euphorische Erwartungen ebenso wie fundamentale Sorge um das eigene Wohlergehen und das Wohlergehen der ganzen Welt. Für viele Menschen in den Industrieländern steht der Begriff schlicht für Arbeitslosigkeit, Sozialabbau und Umweltzerstörung. Er stellt die Religionen und damit auch die Kirche vor eine doppelte Herausforderung: Einerseits vor die Verantwortung, diesen Prozess im Dienst der Menschen verantwortungsvoll mitzugestalten, andererseits vor die selbstkritische Frage, wie sich die Kirche selbst als „Global Prayer“ versteht und darstellt.

Reizwort „Globalisierung“ – es ist in unseren Breiten erst zum Thema geworden und wird von einer breiten Schicht wahrgenommen, seit sie unseren – den westlichen – Wohlstand gefährdet. Globalisierung ist weder ein Quasi-Naturgesetz, noch ist alles Globale stets nützlich und dem Lokalen von vornherein überlegen. Eine fatalistische Haltung, die sich dem globalen Markt und seinen Regeln hilflos ausliefert, ist daher in keiner Weise gerechtfertigt. Im wahrsten Sinne fragwürdig ist freilich eine Fundamentalopposition, die in der Globalisierung die Wurzel aller Übel sieht und meint, ein Ausstieg aus dieser Entwicklung oder eine Umkehr zu lokalen Wirtschaftskreisläufen sei die Lösung aller sozialen und ökologischen Probleme.

Glaubwürdiges Bemühen

Die Folgen und Auswirkungen der Globalisierung stellen die Kirche wie alle Menschen vor eine zweifache Herausforderung: Zum einen geht es um die Verantwortung bei der Mitgestaltung der Globalisierung im Dienst der Menschen, zum anderen um die auch theologisch bedeutsame Frage, wie sich die Religionen selbst als weltweite Gemeinschaften und globale Akteure sowie zugleich in sehr unterschiedliche Kulturen eingebundene Gemeinden verstehen und welches Modell von Globalisierung sie selbst dabei darstellen.

Umgekehrt darf man erwarten, dass man von der langen Erfahrung der Religionen in diesem schwierigen Feld lernen kann. Dies gilt sowohl für ihr Ringen um brauchbare Lösungen wie auch für ihre fast unvermeidlichen Fehler. Die Religionsgemeinschaften müssen sich sogar selbstkritisch fragen, inwieweit sie in ihrer heutigen Gestalt so etwas wie ein Vorbild oder Modell für eine menschengerechte Globalisierung sein können. Dies ist nicht zuletzt wichtig für ihre Glaubwürdigkeit im Bemühen um eine humane Globalisierung, denn sie werden sich nur dann in die öffentliche Diskussion dieser Fragen überzeugend einmischen können, wenn sie die angemahnten Prinzipien auch in ihren eigenen Gemeinschaften zu verwirklichen suchen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Redaktionsteam
vom Gemeindeportal

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